Ämbrüf und Ämbri...und sonstige sprachliche Abenteuer im Wallis
- Corinna
- 1. Aug.
- 3 Min. Lesezeit
Jaja, die Walliser. Allen „ Üsserschwiizer“ bekannt als Bergler, stur, verschlossen, eigenbrötlerisch und dergleichen...und dann erst noch mit einer Sprache gesegnet, die ausser ihnen wohl die wenigsten verstehen. Und dann hat noch jede Gegend ihre eigenen Worte für dieselbe Sache...da läufts auch mir iischechaalt den Rücken runter.
Um eines mal vorweg zu nehmen: ich persönlich kenne sie als freundlich, hilfsbereit und herzlich. UND mit einer Sprache gesegnet, die ich manchmal verstehe und manchmal mit einem „hää???“ beantworte. Mein Vater, ein waschechter Walliser aus einem Dorf in der Nähe von Brig, machte sich in unserer Kindheit und Jugend einen Spass daraus, uns mit Wallissertitsch hochzunehmen. Er hatte Sätze drauf, die er mit rasantem Tempo von sich gab und meine Schwester und ich rätselten über deren Inhalt.
Wer soll denn so Aussagen wie „Ämbrüf und ämbri“ verstehen? Seht ihr was ich meine, na? Seine Sätze waren natürlich länger, hatten auch eine Aussage aber unverständlich waren sie dennoch. Schon mehrmals rätselten meine Schwester und ich darüber, wie denn sein Lieblingssatz gelautet hat. Leider, leider kamen wir nicht mehr drauf, ausser dass eben "ämbrüf und ämbri" Inhalt davon waren. Gewisse Dinge sollte man sich halt einfach notieren, bevor sie vergessen gehen.

Aber zurück zum Wallisertiitsch: meine Mutter sammelte immer wieder den 'Walliserboten', worin regelmässig Glossen im Walliser Dialekt veröffentlicht wurden.
Wie oft musste ich lachen, als ich gewisse Ausdrücke las und ja, wie bereits erwähnt...bei einigen gleich wusste, wovon die Rede ist und bei anderen nur ein grosses Fragezeichen vor mir hatte.
Warum sie mir aber die Zeitungen wirklich in die Hände drückte? Sie dachte, dass ich mal einen Artikel über diese urchige Sprache schreiben würde. Und nun mache ich das endlich. Leider liesst dies meine Mutter nicht mehr, denn sie weilt in der Zwischenzeit nicht mehr unter uns. 🥲
Stellt sich noch die Frage: weshalb denn erst jetzt? Ganz einfach. Der schon vor Jahren begonnene Artikel verschwand in der Versenkung, genauer in den Entwürfen und ich hab ihn dann komplett vergessen. Doch jetzt, nachdem der Blog divenhaft darniederlag und nun in der Auferstehung begriffen ist, bin ich beim Räumen auf diesen Entwurf gestossen. Und dachte mir: endlich Zeit, den Artikel zu veröffentlichen! Natürlich mit ein paar Walliser Schmankerln.
Also gut aufgepasst, denn hier kommt: Walliserisch für Fortgeschrittene – oder: Wenn der Buttinihalter wackelt
Es gibt ja Sprachen, die klingen wie Musik. Italienisch zum Beispiel. Selbst wenn man beschimpft wird, hat’s noch Stil. Und dann gibt’s… Wallisertiitsch. Eine Sprachmelodie zwischen Staubsauger im Rückwärtsgang und Gurgeln mit Kieselsteinen. Aber charmant ist’s – zumindest, solange man nicht Tampa genannt wird.
Denn, liebe Nicht-Walliser, Tampa heisst nicht etwa „coole Socke“ oder „wilde Frau mit Temperament“, sondern... dumme Frau. Zack. Ohne Vorwarnung. Da kommt man also als Üsserschwiizer gut gelaunt ins Wallis, denkt, man wird herzlich begrüsst, und dann ruft einem der Opa im Bergdorf ein fröhliches:„Hä, Tampa, häsch dr Weg gfunde?“ entgegen. Hmmpfff.. Willkommen in der Demütigung mit Dialektsiegel.
Und apropos Missverständnisse: Ich dachte ja lange, Buttinihalter sei ein Gefäss für etwas mit Butter. Klingt doch nach etwas, das man mit Butter füllt, oder?!
Aber nein – es ist einfach ein Büstenhalter. Oder sagen wir’s ehrlich: der BH. Wobei die Bezeichnung "Buttinihalter" definitiv mehr Haltung hat. Im doppelten Sinn.
Auch schön: Ämbrüf und ämbri. Für alle, die gerne wissen würden, wo sie hin sollen – aber keine genaue Angabe brauchen. „Lauf ämbrüf, denn ämbri und denn bisch gly da.“Also... bergauf, runter, irgendwo durch – klar soweit? Orientierung wird einfach so was von überbewertet! 😅
Mein Lieblingssatz ist und bleibt aber:„Der Abort töönt de besser, wa d Schiissa.“ Poesie, Leute. Reine Poesie. Frei übersetzt: Die Bezeichnung Abort (also das WC) klingt vornehmer als das, was da eigentlich passiert. Und ehrlich – wer hätte gedacht, dass ausgerechnet das stille Örtchen im Wallis sprachlich auf höherem Niveau unterwegs ist?
Fazit:
Wallisertiitsch ist keine Sprache – das ist eine Lebenseinstellung.
Wenn man’s denn versteht: Bravo. Wenn nicht: auch gut. Einfach mitlachen, nicken, hoffen, dass es kein Fluch oder Beschimpfung war – und zur Sicherheit mal einen Weisswein bestellen.
In diesem Sinne: Ade
Corinna



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