Kindergeburtstag
- Corinna
- 19. Aug. 2022
- 4 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 9. Sept.
Ach ja, was waren das für Zeiten, als Kindergeburtstage noch Kindergeburtstage waren. Als die Kleinen noch in Windeln um uns herumkrabbelten und wir Erwachsenen mit vor Stolz und Freude geschwellter Brust den ersten, zweiten und sonstigen Geburtstag unseres Nachwuchses feierten. Da machten wir Erwachsenen es uns gemütlich, prosteten uns eifrig zu und genossen dabei die eine oder andere Leckerei. Eben alles entspannt.

Dann kamen die Zeiten, in denen ich voller Freude in der Küche stand, Geburtstagskuchen buk und Sonstiges vorbereitete, bevor eine Horde Kinder vor der Haustür stand und mit dem Nachwuchs feiern wollte. Fein war das, wirklich fein...die Kinder hatten Freude und ich, ich kam mir manchmal vor wie im Zoo, wahlweise wie im Zirkus oder im Raubtiergehege. Sucht euch was aus...Und nachdem dann die ganze Herde abgezogen war und meine Kinder zufrieden im Bett lagen, machte ich mich ans Aufräumen. Sah nämlich regelmässig aus wie Sau danach, ehrlich. Und dann konnte auch ich mich endlich ins Bett fallen lassen, seufz. Aber ich habs geliebt, ehrlich!
Schliesslich wurden die Kleinen grösser und die Partys als Teenager standen an. Der Ältere verzichtete von sich aus auf Geburtstagsfeiern, der Jüngere zelebrierte diese dafür um so mehr. Die Horde, die dann vor der Haustür stand, wurde nicht kleiner. Es fühlte sich eher so an, als ob die ganze Jugend der Region bei uns Einlass begehrte und bei fragwürdiger Musik gewaltig feierte. Und während die Jugend also feierte, lag ich bereits erschöpft im Bett und am Morgen danach sah es aus wie Sau. Nur musste ich es diesmal nicht putzen...immerhin. Aber auch das habe ich geliebt, mehr oder weniger...ehrlich!
Und gestern? Da stand erneut der Geburtstag meines 'Kleineren' an. Der Ältere ist der grössere, der Jüngere ist der kleinere...so habe ich das jedenfalls lange Zeit bezeichnet. Dauerte ein Weilchen bis ich soweit war, dass beide Söhne beinahe zwei Köpfe grösser sind als ich. Und während sie mir von oben beim wachsen meiner wenigen grauen Haare zusehen können, bestaune ich von unten ihren Bartwuchs. Und seit ich das aktzeptieren kann, nenne ich sie auswärts nun bei Namen oder 'Der Ältere' respektive 'Der Jüngere'...denn gross sind sie nun beide schon ein Weilchen.
Der Jüngere lud also zum Apéro in seine Wohnung, was ja schon mal eine gute Sache war. Danach wollten wir ins OpenAir Kino gehen und den Abend gemütlich ausklingen lassen. Meine Schwester und Schwägerin sollten im Kino zu uns stossen. Ein richtig gemütlicher Geburtstag mit erwachsenen Kindern, so stellte ich es mir zumindest vor. Ich machte mich also mit meinem älteren Sohn auf den Weg und freute mich auf den Apéro. Doch schon in der Wohnung trafen wir auf...na, was wohl? Auf eine kleine, aber feine, partyfreudige Truppe, die sich bis zu diesem Zeitpunkt bereits häufiger gutgelaunt zugeprostet hatte. Es galt ja schliesslich einen Geburtstag zu feiern. Also feierten wir mit. Schliesslich wurde es Zeit, sich auf den Weg ins Kino zu machen, denn schliesslich wurden wir dort erwartet...doch macht euch mal auf den Weg mit einer Gruppe, die grade am feiern ist. Das ist einfacher gesagt als getan. Auch mein Älterer war bereits in Festlaune, da konnte ich also auch keine Unterstützung erwarten. Hach, waren das noch Zeiten, als ich an solchen Geburtstagsfeiern noch das Zepter in der Hand hielt und die Kinder auf mich hörten. Tempi passati!
Irgendwann haben wir es schliesslich bis zum Kino geschafft. Während ich mich zu Schwester und Schwägerin gesellte, wurde die Truppe um meinen Jüngeren immer grösser und die Stimmung immer ausgelassener. Nichts da mit schön Kino gucken zu fünft. Ich hatte mir das doch so schön ausgemalt! Aber was solls. Es gab ein Halli und Hallo, Begrüssungen hier und Küsschen da und bald schon war nicht mehr klar, wer wo war. An der Bar? Am Essstand? Auf Toilette? Unterm Tisch? Egal. Schliesslich begann der Film und auf einmal waren alle von der Bildfläche verschwunden...aber auch das: egal.
Der Film lief also an und irgendwann setzte sich auch meine Schwester ab. Wo sie nur geblieben ist? Hach ja, ihr kennt es schon: egal! In stoischer Gelassenheit blieb ich auf meinem Platz und schaute weiter den Film...und während sich dieser in die Länge zog und ich langsam gegen den Schlaf kämpfte, fing es an zu regnen. Doch wozu hatten wir denn den Regenponcho am Eingang bekommen? Eben!
Schliesslich fand der Film ein Ende, der Regen nicht. Die ganze Truppe fand sich wieder an der Bar, die Meinungen über den Film waren geteilt. Und nun sollte es auf den Heimweg gehen. Schwester und Schwägerin verabschiedeten sich bald einmal, denn schliesslich musste jemand am nächsten Tag zur Arbeit. So, und da stand ich nun: in einer angeheiterten Truppe, die mit Worten wie 'currently' und 'maybe baby' um sich warf...und wusste nicht so richtig wie mir geschah. Allerdings war ich da nicht die Einzige, denn meinem älteren Sohn erging es ähnlich. 'Generationenwechsel! Da muss man die Jugend nicht mehr verstehen!' meinte er überzeugt.
Endlich setzte sich der Zug in Bewegung, eine Truppe, eingewickelt in gepunktete Ponchos, die sich raschelnd und giggelnd Richtung Heim bewegte. Die Stimmung stieg mit jedem Schritt...die Nässe unter den Ponchos auch...super Sache! Auf einmal ertönte ein lautes 'platsch' hinter uns. Ich fragte meinen Älteren: 'Jemand hingefallen?' Er: 'Nö, keine Ahnung...' . 'Ach, egal. Lass liegen.' raunte ich ihm zu und lachend liefen wir weiter. Bestens gelaunt kam die ganze Truppe schliesslich am Wohnort des Jüngeren an und während die einen noch weiterfeierten, fuhren wir zu zweit nach Hause. Denn schliesslich musste jemand am nächsten Tag zur Arbeit...kennt ihr ja schon. Und das war nicht ich!
Was für ein Geburtstag! Da dachte ich: mit erwachsenen Kindern gehst du fein essen, oder ins Theater, oder ins Kino... so erwachsene Sachen halt. Aber eben. Egal! Mein Jüngster hatte einen tollen Geburtstag und erklärte mir heute, wie schön er es fand, dass auch meine Schwester und Schwägerin dabei waren. Und sein grosser Bruder. Und und und...Auch wenn das Ganze nicht so verlief, wie ich mir das dachte: es war genau richtig, so wie es war.
Bis bald
Corinna



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