Samhain
- Corinna
- 27. Okt. 2023
- 4 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 9. Sept.
Wenige Tage noch und Samhain steht wieder vor der Türe. Du weisst nicht was das ist? Na, da bist du nicht alleine. Erst kürzlich diskutierten wir im Geschäft über Halloween und damit weisst du wahrscheinlich schon, worum es hier geht. Gaanz genau…

Nun, um auf eine meiner Kolleginnen zurück zu kommen: sie fand Halloween eigentlich doof, amerikanischen Kommerz und kurz gesagt so ziemlich überflüssig. Doch wie wohl fast jeder in meinem Geschäft weiss, bin ich von Halloween begeistert. Ich liebe die Farben im Herbst, die Dekoration und auch das Gruseln. Liebte ich alles schon als Kind, auch wenn es damals noch kein Halloween bei uns gab. Das kam ja schliesslich erst in den 1990ern aus Amerika nach Europa. Insofern hat meine Arbeitskollegin recht, wenn sie meint, dass dies nur ein Kommerz ist. Aber es gibt auch eine ganz andere Seite von Halloween und die nennt sich Samhain.
Ursprünglich stammt Halloween nämlich vom keltischen Fest Samhain ab. Zusammen mit den drei anderen grossen irisch-keltischen Sonnenfesten Imbolc (1.Februar), Beltane (1.Mai) und Lughnasadh (1.August) , markieren diese mit den vier Mondfesten wichtige Übergänge im Jahresverlauf. Sie alle zeigten den Menschen die Veränderungen in der Natur auf und erinnerten sie an ihre Verbundenheit mit der Erde.

Samhain (ausgesprochen etwa ‚Sauin‘) wird am 31. Oktober gefeiert und markierte bei den Kelten den Jahreswechsel. Es war der Übergang in die ruhigere und kalte Zeit, die den Tod des Sonnenkönigs markierte und die Regentschaft der Totengöttin ankündigte. Vor allem aber war das Tor zur Anderstwelt an diesem Tag durchlässig. Vor vielen Jahrhunderten war die Angst der Menschen vor den Wiedergängern derart gross, dass sie die Geister mit Tieropfern und angeblich sogar Menschenopfern besänftigen wollten.
Im 9. Jahrhundert machte die Kirche aus Samhain schliesslich die Nacht vor Allerheiligen = All Hallows Eve, woraus schliesslich Halloween wurde. Irgendwann war wohl die Zeit der Tier- und Menschenopfer vorbei und die Leute versuchten sich auf andere Weise, die bösen Geister vom Leibe zu halten. So wurden Rüben ausgeschnitzt und mit Lichtern bestückt, um die Untoten von den Häusern fernzuhalten.
Doch auf die Idee mit den ausgehöhlten Rüben kamen die Leute nicht einfach so, denn auch dazu gibt es eine schöne Geschichte: ein Tunichtgut namens Jake Oldfield überlistete den Teufel, als dieser ihn holen wollte. Jack konnte den Teufel gefangen nehmen und vereinbarte mit diesem, ihn wieder freizulassen, wenn der Teufel ihn verschonen würde. Also zog der Teufel unverrichteter Dinge wieder weiter. Doch als Jahre später die Zeit kam und Jack starb, konnte dieser wegen seiner vielen schlechten Taten nicht in den Himmel. Doch auch der Teufel verwehrte ihm den Eingang in die Hölle, da er Jack weit weg wissen wollte: denn wer will schon immer und ewig daran erinnert werden, dass er mal über den Tisch gezogen wurde? Eben! Doch der Teufel hatte ein Gewissen und gab Jack eine ausgehöhlte Rübe mit einem Stück glühender Kohle mit, damit dieser auf alle Zeiten zwischen den Welten wandeln sollte. Seither heisst Jack Oldfield übrigens Jack O‘Lantern.
Als der irisch-keltische Brauch schliesslich mit den irischen Auswanderern im 19. Jahrhundert in die USA einwanderten, adaptieren diese das Fest, wandelten die Rüben in Kürbisse um und machten ein Volksfest draus.
Heute kennt leider kaum jemand den Hintergrund zu Halloween, nicht mal Gisela, die mir jetzt während dem Schreiben gegenübersitzt, gell Gisela? Aber jetzt weiss sie es, meine Arbeitskollegin auch und vielleicht, ja vielleicht fandet ihr die Geschichte ja auch interessant. Hoffe ich jedenfalls. 🤗
Ich werde Halloween nächsten Dienstag wieder feiern und ja, ich brauch dringendst eine neue Nebelmaschine, damit wir die Kinder wieder damit erschrecken können, wenn sie die Treppe hochkommen und ihre Süssigkeiten einfordern. Zum Glück hat mir mein Sohn schon eine bestellt und ich hoffe doch sehr, dass sie noch rechtzeitig geliefert wird. Soviel zum Kommerz…

👻 Mein Fazit: Zwischen Kommerz und Kelten – und irgendwo dazwischen steh ich mit Nebelmaschine
Also gut, Halloween mag für manche einfach ein amerikanischer Kürbis-Zirkus mit Zuckerschock-Ende sein. Aber wenn man ein bisschen hinter die Maske schaut (im wahrsten Sinne des Wortes), steckt da eben doch mehr dahinter: alte Bräuche, keltische Weltanschauung, Geschichten über wandernde Seelen und ein Typ namens Jack, der zu clever für den Teufel war – aber leider nicht clever genug fürs Jenseits.
Das alles gibt dem Ganzen doch eine gewisse Tiefe – wenn auch versteckt hinter Plastikspinnen und Skeletten aus dem Sonderangebot. Und seien wir ehrlich: Ob man nun an Tore zur Anderstwelt glaubt oder nur auf der Suche nach der perfekten Nebelmaschine ist – beides hat seine Berechtigung. 😄
Ich persönlich feiere Halloween, weil ich mir damit ein kleines bisschen Magie aus Kindertagen bewahrt habe. Weil es Spass macht, sich zu gruseln, ohne sich fürchten zu müssen. Und weil ich nie zu alt für Süßigkeiten oder Rauch aus der Nebelmaschine bin (die hoffentlich bald geliefert wird, sonst muss ich Jack persönlich um Hilfe bitten).
Also: Egal, ob ihr euch verkleidet oder einfach nur den goldenen Herbst feiert – habt’s gut. Und wenn euch beim nächsten Spaziergang durchs Laub plötzlich jemand mit einer leuchtenden Rübe entgegenkommt… grüßt ihn freundlich. Es könnte Jack sein. Oder nur ich – mit dem letzten Kürbis aus dem Supermarkt.
Happy Samhain und bis bald👻🍂
Corinna



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