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Basler Herbstmesse – zwischen Zuckerwatte, Geschichte und Kindheitserinnerungen

Heute entführe ich euch an die Basler Herbstmesse und nein... ich werde euch dabei nicht die neuesten Bahnen oder sonstigen Attraktionen im Besonderen vorstellen sondern etwas viel Spannenderes: Geschichte, Nostalgie und ein bisschen Altersweisheit (oder nennen wir’s lieber: selektive Risikobereitschaft 😉).


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Basel genoss im 15. Jahrhundert einen ausgezeichneten Ruf: die Stadt galt als sicher, wohlhabend und sehr fromm. Aus diesen Gründen fand von 1431 bis 1449 ein grosses Reformkonzil der Kirche hier statt. Einer, der daran teilnahm, war Papst Pius II. Der Papst kannte also Basel, Basel kannte den Papst. Das sollte sich als gewinnbringend herausstellen. Denn während Basel vor und in der Zeit des Konzils einen wirtschaftlichen Aufschwung erlebte, ebbte dieser danach ab. Gründe dafür waren Krankheiten, Hungersnöte und Kriege im näheren Ausland. Was also tun? Na ja, man sollte den Papst nicht umsonst kennengelernt haben und schwupps...wurde eine Delegation nach Rom entsand woraufhin der Papst dem damaligen Kaiser Friedrich III. in einem Brief empfahl, der Stadt Basel ein ewigliches Messerecht zu gewähren. Nun, die Jahre zogen ins Land, irgendwo ging der Brief unter und nichts geschah. Bis der Basler Bürgermeister Hans von Bärenfels sich der Sache annahm. Seine Bemühungen waren von Erfolg gekrönt und endlich, endlich bekam er am 11. Juli 1471 die entsprechende Urkunde mit dem kaiserlichen Siegel ausgehändigt. Darin wurde Basel das 'Messeprivileg für alle Zeiten' garantiert.


Im selben Jahr fand auch die erste Messe in Basel statt. Doch nicht nur Gaukler, Sänger, Waren, Speis und Trank waren vertreten, nein auch allerhand finsteres Volk wurde von der Messe angezogen: Diebe, Dirnen, Falschspieler. Kurzerhand wurde eine Messepolizei organisiert, die für Recht und Ordnung sorgen sollte. Dies tut sie auch noch heute, allerdings gehts mittlerweile mehr um betrunkene Jugendliche, die sich gegenseitig auf die 'Gugge' geben und verlorene Kinder als um Betrüger.


Die Messe hat sich im Verlaufe der Jahrhunderte immer wieder gewandelt und auch die Plätze wurden immer wieder mal gewechselt. Heute findet ihr die Messe an folgenden Standorten:


Münsterplatz


Seit Jahrzehnten ist das Riesenrad die Attraktion auf dem Münsterplatz. Mit einer Höhe von 50 Metern bietet es auch eine fantastische Rundsicht über Basel und seine Umgebung.


Das Riesenrad bei Tag...
Das Riesenrad bei Tag...


...und Nacht.
...und Nacht.

Für die Kinder dürfte allerdings die Riesenrutsche, ebenfalls seit Jahrzehnten direkt neben dem Basler Münster, das Beste sein. Auch meine Kinder liebten die Rutsche und ja, ich auch 😉. Heute stehe ich davor, halte mich am Magenbrot fest und schaue zu...so ändern sich halt die Zeiten.


Hier findet ihr vor historischer Kulisse auch viele Essstände und könnt dabei den Blick von der Pfalz über den Rhein ins Kleinbasel geniessen...von wo aus euch im Dunkeln die Attraktionen den Weg leuchten.



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In der Martinskirche, nahe dem Münster, wird übrigens Jahr für Jahr, die Herbstmesse in Basel eingeläutet. Seit 1926 immer am letzten Samstag im Oktober. Punkt 12 Uhr mittags läutet der Messeglöckner und erhält als Lohn für seine Arbeit einen Handschuh. Genau, nur einen. Denn den zweiten erhält er erst 14 Tage später, wenn er die Messe wieder ausläutet. Ich kann mich noch gut daran erinnern, wie wir in der Schule nahe am Barfüsserplatz (kurz: Barfi) darauf warteten, 15 Minuten eher die Schule zu beenden, um dann beim 'Mässglöggli' auf dem Barfi zu stehen in der Hoffnung, eine der Freifahrten zu ergattern. (Und ja, damals hatten wir von Montags bis Samstag Mittag Schule...daran erkennt man auch, dass man älter wird...)


Petersplatz


Bekannt für seinen Häfelimärt. Schon vor Jahrhunderten wurde hier 'irdenes Geschirr' verkauft. Der eigentliche Häfelimärt steht neben dem Petersplatz an der Bernouillistrasse, dennoch wird der ganze Petersplatz von Baslern als Häfelimärt bezeichnet. Wenn dich also ein Basler dazu einlädt: 'Kumm, mir gönd uf de Häfelimärt!' ist IMMER der Petersplatz gemeint.


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Ein weiteres Wahrzeichen des Häfelimärts ist auch seine zweistöckige Rössliritti, deren Original vermutlich aus dem Jahre 1910 stammen soll. Jedenfalls steht auch die nachgebaute Ritti seit Jahrzehnten dort und hat schon Generationen von Kindern und Eltern im Kreis gedreht.


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DIeses Jahr fand übrigens die 90jährige Original Wiener Prater Geisterbahn den Weg zurück auf die Messe. Freiwillige haben sie über Jahre restauriert und auch wenn sie früher im Kleinbasel stand, fand sie heuer den Weg auf den Petersplatz. Ich habe die Bahn als Kind geliebt, denn schliesslich konnte und kann man sich hier auf zwei Stockwerken gruseln.


Ist und bleibt ein Original: die Geisterbahn.
Ist und bleibt ein Original: die Geisterbahn.

Barfüsserplatz


Vor vielen hundert Jahren mal als Schweinemarkt bekannt, ist der Barfi (oder wie ihn die älteren Basler nennen: de Seibi) heute fester Bestandteil der Herbstmesse.


Ausblick über die Messe am Barfi hoch zum Lohnhof.
Ausblick über die Messe am Barfi hoch zum Lohnhof.
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Nebst Fahrgeschäften gibt es hier allerlei Traditionelles zum essen: Magenmorsellen (eine Art Fondant-Zuckermasse mit Gewürzen), türkischer Honig, Rosekiechli (die Basler Antwort auf Berliner, allerdings ohne Füllung), Magenbrot, Lebkuchen, Beggeschmutz (=Bäckerkuss und ist eine etwas andere Form des Schokokusses) ...und nicht zu vergessen: die Mässmogge. Eigentlich Zuckerstangen aber relativ kurz und dicklich...die einen aus Zuckermasse in verschiedenen Geschmäckern, die anderen mit Schokofülllung. Gehört zu jedem Messebesuch dazu.


Ich erinnere mich, wie ich hier früher auf dem fliegenden Teppich fuhr, mit Mässmoggen in der Tasche. Heute kaufe ich lieber ein paar mehr davon und fahre nichts mehr, was sich schneller dreht als mein Bürostuhl.


Kleinbasel


Verteilt auf dem Kasernenareal, der Rosentalanlage und in der Messehalle findet hier vor allem die Jugend die 'wilden Bahnen'. Hier blinkt und leuchtet es, der Lärmpegel ist höher als auf den Plätzen im Grossbasel, dafür gehts hier aber auch spannender zu und her. In meiner Jugend war das meine bevorzugte Messegegend, jetzt im Alter bin ich fast nur noch im Grossbasel anzutreffen. Von wegen Ruhe uns so... Ja ja, so gehts halt im Alter...


Fazit:


D'Herbschtmäss ist halt viel mehr als nur eine Messe. Die Basler Herbstmesse ist keine Veranstaltung im Kalender. Den Baslern ist sie in die DNA geschrieben, ein Gefühl zwischen Zucker und Melancholie. Vor allem wenn man älter ist.


Früher wollte ich Action, heute lieber Atmosphäre. Früher sass ich in den Bahnen, heute steh ich an den Essständen und such mir was Gutes aus. Und das ist völlig oke. Denn egal, wie alt man ist – sobald das Mässglöggli läutet, riecht’s nach Kindheit. Und ein bisschen nach gebrannten Mandeln und Zuckerwatte.


Corinna


💡 MÄSSWEISHEITEN AUS DEM ECHTEN LEBEN 🎡🍬


✨ Früher:

🎢 Mutig in der ersten Reihe auf dem fliegenden Teppich, Zuckerwatte in der einen, Mässmogge in der anderen Hand.

🏫 Freifahrten jagend, Schulschluss früher (wenn man Glück hatte), Adrenalinpegel hoch – und die einzige Sorge war, ob einem die Zuckerwatte die Jacke verklebt.


🍷 Heute:

🎡 Lieber Riesenrad statt Achterbahn – da kann man sitzen, staunen und das Knie schonen.

🍩 Riesenrutsche? Nur noch als Zuschauerin – bewaffnet mit Magenbrot und Thermobecher.

🎆 Im Kleinbasel, wo’s blinkt und kracht? Schau ich jetzt lieber von der Grossbasler Rheinseite rüber und denke: „Wie hab ich das nur ausgehalten?“ 😄


📜 Historisch betrachtet:

✉️ Schon im 15. Jahrhundert wusste man: Wenn’s wirtschaftlich zäh läuft, hilft ein bisschen Messe-Stimmung.

👑 Damals musste man dafür den Papst und den Kaiser überzeugen – heute reicht ein Kaffee, ein Glühwein und bequeme Schuhe.


🧠 Persönliche Erkenntnis:

Die Basler Herbstmesse verändert sich. Wir auch.

💨 Früher war’s der Nervenkitzel, heute ist’s der Duft von gebrannten Mandeln.

🎠 Früher mittendrin, heute mit leichtem Sicherheitsabstand – aber immer wieder schön, wenn das Mässglöggli läutet. 🔔💓


💖 Und ganz ehrlich:

Wer behauptet, er gehe 'nur wegen der Kinder' an die Messe, lügt.👶👩‍🦳

Wir alle wollen ein kleines Stück Kindheit zurück – am liebsten mit Zucker an den Fingern und einem Mässmogge im Sack. 🍭😁

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