Beeindruckendes Lauterbrunnental und seine Trümmelbachfälle
- Corinna
- vor 18 Stunden
- 6 Min. Lesezeit
Das Lauterbrunnental ist wohl schon einigen von euch bekannt. Auch den Namen 'Staubbachfall' haben manche im Ohr, doch die Trümmelbachfälle...von denen hat zumindest in meinem Umfeld kaum jemand mal etwas gehört. Und deswegen entführe ich euch heute dorthin, lasst euch überraschen.

Um ins Lauterbrunnental zu kommen, müsst ihr, egal woher ihr kommt, Richtung Interlaken fahren und von dort aus dem Wegweiser nach Wilderswil folgen. Wenn ihr wie ich mit dem Auto unterwegs seid, ist das Kaltbrunnental bereits angeschrieben und ihr müsst nur der langen Strasse dorthin folgen. Eingangs Lauterbrunnen gibt es ein Parkhaus gleich beim Bahnhof, wenn ihr aber weiter durchs Dorf fahrt, findet ihr noch einen weiteren Parkplatz bei der Kirche. Da ich vor wenigen Tagen in der Nebensaison, an einem Wochentag und bei gemeldetem Regen dorthin unterwegs war, hatte ich dort auch genügend Parkplätze zur Verfügung. Doch das sieht in der Hochsaison ganz anders aus. Völlig überrannt von den Menschenmassen ist dann weder Bewegungsfreiheit noch Aussicht vorhanden. Und genau deswegen habe ich ewig gezögert, dem Lauterbrunnental mal einen Besuch abzustatten. Doch nun, Nebensaison-Wochentag-Regenwetter (zumindest wurde dies angekündigt) und auch noch früh unterwegs machte ich mich endlich auf den Weg dorthin.
Der Thunersee lag in Wolken und Regenschwaden verhüllt da, als ich am Vormittag dort vorbeibrauste. Auch als ich über Wilderswil weiterfuhr sah ich in erster Linie viele Wolken und nasses Gelände. Doch dann, wie aus dem Nichts, rissen die Wolken auf, der Himmel zeigte sich immer mehr und die Sonne liess die Regenwolken zu diesen schönen, weissen Gebilden am Himmel zusammenschrumpfen. Und das Ganze in Kombination mit einem ersten Blick ins Tal: ich war überwältigt und verstand weshalb so viele Leute hierher kommen.

Am Parkplatz bei der Kirche angekommen überlegte ich kurz: sollte ich erst Lauterbrunnen und den Staubachfall besuchen? Oder direkt zu den Trümmelbachfällen? Ich entschied mich, erst den Staubbachfall anzuschauen und dann gleich weiter zu Fuss bis zu den anderen Wasserfällen zu laufen.
Ganz alleine war ich natürlich nicht, auch andere Touristen zog es ins Lauterbrunnental, vor allem Inder und solche aus arabischen Ländern. Doch niemand stand sich im Weg, es wurde weder gedrängelt noch geschubst und ich konnte alles in Ruhe in meinem eigenen Tempo anschauen.
Vom Parkplatz aus gings der Strasse entlang zum Staubbachfall. Dort könnt ihr einen Weg hochlaufen, um hinter diesen zu gelangen, was ich dann auch tat. Denn das wollte ich mir nicht entgehen lassen.

Um hoch zu kommen, lauft ihr erst einen breiten Weg nach oben, dieser wird dann schmaler und endet schliesslich in eine Art Tunnel, der in den Felsen führt. Und nun heisst es Treppen laufen und über Gestein steigen, bis ihr in der Felswand an das Ende des Weges kommt. Dieser endet nicht wirklich hinter dem Wasserfall sondern seitlich davon, doch das reicht, um nass zu werden.


Kleiner 'Nachtteil'beim Weg zum Wasserfall: ihr lauft denselben wieder zurück. Und sobald ihr in der Felswand seid, wird der Weg schmal...Auch wenn noch nicht soviele Touristen unterwegs waren, gibts auf diesem Teil des Weges dann doch mal Geschiebe und Gedränge, weil ja alle aneinander vorbeimüssen, sowohl auf dem Weg nach oben als auch nach unten. Ob sich der Aufstieg zum Wasserfall lohnt? Nun ja, wegen dem Wasserfall selbst würde ich sagen 50:50. Doch für die Aussicht ins Tal ganz bestimmt.

Der Staubbachfall ist übrigens der höchste freifallende Wasserfall der Schweiz und im Lauterbrunnental. Doch woher kommt sein Name? Das liegt einfach an der Thermik im Tal: diese lässt das Wasser verstäuben, ergo: Staubbachfall. Was aber für Besucher noch wichtiger zu wissen ist: je nach Saison, vor allem im Hochsommer, führt dieser nur sehr wenig Wasser, wirkt also nicht so mächtig. Im Winter hingegen kann es sein, dass er vereist und dann auch nicht viel her macht beim 'stäuben'.
Und woher das Lauterbrunnental wohl seinen Namen hat? Nun, bereits im 13. Jahrhundert wurde das Tal mit seinen 72 Wasserfällen 'Claro Fonte' genannt, was soviel wie klare Quelle bedeutete. Im 14. Jahrhundert kam der Name 'Luterbrunne' ...also Lauterbrunnen auf und bedeutet dassselbe. Wenn ich nun aber an unseren Schweizer Dialekt denke und sage: 'Do sind jo lutter Brunne...' würde das nichts anderes heissen, als dass das Tal voll mit (=lutter) Brunnen, resp. Quellen ist. Würde ja auch passen.
Und noch ein kleiner Fakt zum Tal, den Fans von 'Herr der Ringe' interessieren dürfte: mit 19 Jahren wanderte Tolkien 1911 durch die Schweiz, unter anderem auch durch das Lauterbrunnental. Und dieses gab ihm die Inspiration für Bruchtal.
So, nun hatte ich den Staubbachfall gesehen und weiter gings auf Schusters Rappen in Richtung Trümmelbachfälle. Typische Schweizer Chalets und Bauernhöfe säumten den Weg, Kühe weideten friedlich auf den Matten und der Löwenzahn blühte mit anderen Blüten um die Wette. Hier ein paar Eindrücke davon:
Weg von Lauterbrunnen zu den Trümmelbachfällen:








Schliesslich stand ich an dem Punkt, wo ich nach links zum Fluss Lütschine abbog. Wäre ich weiter geradeaus gegangen, hätte ich Stechelberg erreicht und hätte dort unter anderem zum Schilthorn hochfahren können.

Das Lauterbrunnental ist nicht nur für seine Schönheit bekannt, sondern auch fürs Base-Jumping, ...und diejenigen, die hier tödlich verunglücken, und das weltweit. Hunderte Jumper springen hier Jahr für Jahr in die Tiefe. Bisher sind davon 70 Springer dabei tödlich verunglückt, was regelmässig Diskussionen für ein Verbot auslöst.
Base-Jumping ist nichts anderes als Fallschirmspringen von einem Festen Objekt:
B: Building = Gebäude
A: Antenna = Sendemast
S: Span = Brücke
E: Earth = Erdboden, wie Felswände, Klippen etc.
Und dann gibt es noch die Sonderform des Base-Jumping mit Wingsuits...


Nun gings über eine Kleine Brücke über die Lütschine auf die andere Seite des Flusses, bis ich die Trümmelbachfälle erreichte. Statt zu Fuss in etwa 40 Minuten von Lauterbrunnen bis hierher zu laufen, könnt ihr übrigens auch mit dem ÖV oder dem Auto direkt hierher fahren.
Die Trümmelbachfälle gehören zu den 72 Wasserfällen des Lauterbrunnentals und können auf verschiedenen Ebenen begangen werden.



Der Trümmelbach mit seinen Gletscherwasserfällen entwässert das wohl bekannteste Dreigestirn der Schweiz: Eiger, Mönch und Jungfrau. Bis zu 20'000 Liter pro Sekunde brausen in die Tiefe und obschon dies die einzigen Gletscherwasserfälle Europas sind und auch noch im Berg liegen, sind sie zugänglich.
Um diese zu besuchen bezahlt ihr beim Eintritt als Erwachsener SFr. 16.-, passiert den Eingang und könnt euch dann entscheiden: entweder ihr lauft alles zu Fuss bis zum letzten der 10 Wasserfälle hoch, oder ihr nehmt den Lift bis zur 6. Ebene und geht dann von dort aus weiter nach oben.


Ich habe mich für den Lift entschieden und lief dann weiter nach oben. Hier gehts dann über Stege, an und im Felsen entlang, durch Tunnels und Treppen hoch. Und man braucht etwas Puste dafür. Doch es lohnt sich absolut.





Meiner Meinung nach gehören die Trümmelbachfälle zu den sehenswertesten Wasserfällen, die ich bisher gesehen habe. Das Getöse, das Licht, die Gischt und die Ausblicke sind einzigartig und nicht wirklich in Bildern einzufangen.

Falls ihr mit Hund oder Kind unterwegs sein solltet: Bei den Trümmelbachfällen sind weder Hund noch Kinder bis 4 Jahren zugelassen und dies aus Sicherheitsgründen...
Nun, was soll ich sagen? Der Ausflug war absolut lohnenswert und ich hatte einen ganz tollen Tag mit mir selbst...tönt vielleicht etwas schräg, aber damit will ich sagen, dass ich sehr gerne immer wieder alleine auf Ausflüge gehe und das dann auch sehr geniesse. Aber vielleicht gehts euch ja auch so...
Doch nun verabschiede ich mich mit einem letzten Bild, dass nebst landschaftlichen Schönheiten ebenfalls sehr typisch ist für die Schweiz...

...und Tschüss bis zum nächsten Mal
Corinna
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