Von Lugano nach Gandria
- Corinna
- 20. Juni
- 5 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 9. Sept.
Wer kennt es nicht, das wunderschöne Tessin bei uns in der Schweiz. Sehnsuchtsort für manche Deutschschweizer und andere, die dort gerne an den Seen entlangschlendern und in den Ortschaften das schon italienisch angehauchte Dolce Vita geniessen wollen.
Auch ich war früher öfters im Tessin, oft auch nur auf der Durchreise. Und doch lag mein letzter Besuch in unserem italienisch sprechenden Kanton bereits 20 Jahre zurück. Doch wer hätte gedacht, dass ich auf Umwegen ganz spontan für einen Tagesausflug im Tessin landen würde? Ich bestimmt nicht, und doch war es so.

Eigentlich planten meine Schwester und ich eine einfach zu machende Wanderung auf dem Furka, wollten zum Gletscher und dem Gletschersee laufen, die Höhle besuchen und dann auf dem Grimselpass etwas Feines essen gehen. Dementsprechend waren wir auch gekleidet: dicke Wanderschuhe, lange Wanderhosen und warme Jacken. Denn an diesem Tag sollte es auf der Furka etwa 10 Grad haben während es bei uns in der Ebene um die 30 Grad heiss werden sollte. Wie sehr ich mich auf die Kühle dort oben freute, könnt ihr euch gar nicht vorstellen und doch kam alles anders als geplant.
Wir fuhren also morgens los, geradewegs Richtung Gotthard. Kurz davor wechselte ich die Spur, war ja schliesslich mit Andermatt und Furkapass angeschrieben. Doch meine Schwester starrte aufs GPS und meinte: 'Bleib auf der Autoahn, da kommt noch ein Abzweiger.' Ich so:'Die Schilder sagen aber was anderes.' 'Nein, du musst auf der Strecke bleiben, das steht hier so!' Nun denn, ich traute dem GPS zwar nicht, aber meine Schwester war davon überzeugt und Schwupps!....waren wir im Gotthardtunnel. 'Hab dir doch gesagt, dass die Strassenschilder den Furka anzeigten.' Antwort meiner Schwester: 'Sch...GPS! Jetzt sagt es auch, dass wir falsch sind, so ein Mist!! Und jetzt?' Nun, wir waren in dem Moment gerade etwas überfordert. Ich freute mich auf die Kühle und jetzt sollte es in die Hitze gehen? Oje oje...aber was solls. 'Fahren wir halt ins Tessin, war ich schon ewig nicht mehr.' Zwischen Gekicher und Lachen über unsere Tollpatschigkeit äusserte meine Schwester, dass sie gerne nach Locarno fahren würde. Und zwar über Cadenazzo, weil sie mir dort unbedingt einen tollen Laden zeigen wollte. Wir fuhren also weiter und kamen auf der Autobahn schliesslich an den Abzweiger Lugano und Locarno. Und ratet mal, was geschah? Ich so: 'Ich muss den Abzweiger nach rechts nehmen, hier gehts lang nach Locarno.' Antwort meiner Schwester:'Nein, bleib auf der linken Seite, ich möchte über Cadenazzo fahren!' 'Aber Locarno geht nach rechts ab!' 'Das GPS zeigt aber nach links!' 'Ähh, waren wir nicht vorher schon falsch wegen dem GPS?' 'Das zeigt jetzt schon richtig an! Bleib auf der linken Spur.' Und Zack! Waren wir in Lugano! Trau also nie einer Schwester, die einem GPS traut!!
Nun war die Frage, was wir in Lugano machen wollten. Shoppen gehn? Die schöne Stadt anschauen und am See flanieren? In Wanderkleidung kamen wir uns dabei etwas doof vor. Und so schlug ich vor, am Ufer entlang von Lugano nach Gandria zu laufen. Da würde ja wenigstens die Wanderkleidung passen, schliesslich sollten wir die nicht umsonst tragen.
Das Auto kam ins Parkhaus von Lugano und dann begann unsere 'Wanderung'. Richtung Castagnola am Ufer entlang und dann etwas bergauf. Auch wenn wir unsere Jacken verständlicherweise im Auto liessen, die übrige Bekleidung tat das ihre in der Hitze...mehr will ich gar nicht dazu sagen.

In Castagnola liefen wir hinter der oben gezeigten Villa die Strasse entlang und erreichten schliesslich den Weg, der uns nach Gandria führen sollte.



Wir liefen also in der Hitze vor uns hin, Schritt für Schritt, Schweisstropfen um Schweisstropfen..obschon...das waren eher Bäche von Schweiss...bis wir am See eine Buvette entdeckten. Eine Buvette, die Schatten spendete und eisgekühlten Apérol anbot. Also nichts wie hin!


Die Buvette liegt übrigens direkt neben dem Lido San'Domenico. Hätten wir die Badekleider dabei gehabt, hätten wir auch gleich einen Schwumm machen können. Ach, was wäre das herrlich gewesen.

Nun denn, nach der Abkühlung gings weiter am See entlang, die Abkühlung hielt nicht lange an und wir schwitzten wieder ordentlich vor uns hin.



Gandria, ein ehemaliges Fischerdorf am Fusse des Monte Bré, liegt, wie bereits erwähnt, am Luganersee. Auch wenn ihr mit dem Auto nach Gandria fahren könnt und vielleicht das Glück habt, einen der wenigen Parkplätze am Ortseingang zu ergattern, ist das Dorf autofrei. Ob es wohl an den vielen Treppen liegt? In Gandria selbst machen auch Velos keinen Sinn, da es nur treppauf- und treppab geht. Schmale Gassen, steile Treppen und bunte Häuser zeichnen das Dorf aus. Etwa 300 Einwohner sollen dort leben, wenige davon haben wir gesehen. Und es gibt ein paar kleine Geschäfte und Restaurants mit Seeterrasse.
Meine Schwester setzte sich von der Hitze erschöpft auf die Treppe vor der Kirche, während ich loslief und Gandria erkundete. Etwa eine halbe Stunde brauchte ich dazu und war danach fix und fertig. Die Hitze hatte mich endgültig geschafft. Ich brauchte erst mal eine Pause und setzte mich zu meiner Schwester.
Eindrücke von Gandria:










Wir hätten nun mit dem Schiff nach Lugano zurückfahren können, doch dieses würde erst in anderthalb Stunden kommen...und der Bus, der Gandria und Lugano verbindet, war eben abgefahren. Also liefen wir wieder los, Schritt für Schritt, Schweisstropfen...ach, ihr wisst schon.
Nach etwa 45 Minuten kamen wir wieder in Lugano an, hatten aber immer noch nicht die passende Kleidung und auch keine Energie mehr, uns die Stadt anzuschauen und machten uns schliesslich auf den Heimweg. Sowohl meine Schwester als auch ich fanden den Ausflug in dem Moment nicht wirklich prickelnd. Doch nun, beim Durchsehen der Bilder muss ich sagen: es war wunderbar, den Uferweg entlang zu gehen, Gandria zu besichtigen und sich überhaupt im Tessin aufzualten. Woran es also lag, dass uns der Ausflug im ersten Moment nicht wirklich gefiel? An unserer falsche Bekleidung. Definitiv!! Es macht einfach keinen Spass, zu warm bekleidet in der Hitze rumzulaufen und darunter zu leiden.
Aber wer weiss, vielleicht gibts ja ein nächstes Mal...bis dann und geniesst den Sommer.
Corinna
Für euch auf den Punkt gebracht:
📍 Wanderung
Von Lugano nach Gandria entlang des Luganersees – herrlich schön, herrlich heiss. Ca. 1 Stunde pro Weg, gut machbar, aber nicht unterschätzen, wenn du unterwegs wie ein Gulasch im eigenen Saft schmoren willst.
🕶️ Ausrüstung
Bequeme Sommerkleidung, keine Polarexpeditionsausrüstung
Leichte Schuhe oder Sandalen, keine Wanderschuhe aus dem Himalaya
Wasser, Sonnenhut, Sonnencreme – oder einfach gleich Aperol
🧭 Startpunkt
Am Seeufer in Lugano, via Castagnola bis Gandria – immer schön dem Wasser entlang (nicht dem GPS deiner Schwester, trust me).
🚢 Schiff oder Bus hin und / oder zurück
Schiff: Entspannt & fotogen – 🛥️ → Fahrplan hier
Bus: Praktisch, aber verpasst du sowieso (wenn du uns nacheiferst)
🍹 Pausenstopp
Die Buvette beim Lido San Domenico: Kalte Drinks, heisser Blick, optionales Fussbad (nur wenn du danach nicht in heisse Wanderschuhe zurückmusst).
🏘️ Gandria
Autofrei & voller Treppen, Gassen, Charme und Schweissperlen
Ca. 30 Minuten zum Erkunden (oder Verirren)
Restaurants, Kirche, Ruhe & "Dolce-Vita-mit-Schwitzflecken"
💡 Extra-Lifehack
Immer ein Sommerkleid im Rucksack dabei haben – oder direkt ein ganzes Saisonoutfit. Denn wer nach GPS reist, braucht Flexibilität...und Humor, viel Humor...



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