Harder Kulm und der Zauber des Elfenwegs
- Corinna
- 22. Nov. 2024
- 5 Min. Lesezeit
Diese Woche war ja fantastisches Wetter. Das schrie förmlich danach, draussen in der Natur unterwegs zu sein. Und da ich einen freien Tag zur Verfügung hatte, stellte sich mir nur noch die Frage: wohin soll ich gehen? Dies war rasch beantwortet und ich entschied mich für die Harder Kulm. Also nichts wie Wanderschuhe und Rucksack gepackt und auf gings den Hausberg von Interlaken, den Harder, hoch.
In Interlaken suchte ich erst mal den Parkplatz der Harderbahn und stellte fest, dass es sich dabei um den Parkplatz hinter dem Bahnhof Ost handelt. Also nichts wie hin, Auto abgestellt und in ca. 5 Minuten Fussmarsch durch den Bahnhof in Richtung Standseilbahn. Dazu musste ich noch die Aare überqueren, die gemächlich dahin floss und schon stand ich vor den Treppen der am 5. Mai 1908 eröffneten Station der Harderbahn. Innert 8 Minuten bewältigt die Bahn eine Steigung von 64% auf einer Länge von 1435 Meter. Eine Besonderheit der Bahn ist, dass diese nicht gerade den Berg hinauffährt, sondern einen Viertelkreis zeichnet: das heisst, die Bahn verlässt die Talstation in nördlicher Richtung und kommt im Westen wieder raus. Für das Ticket Hin und Zurück zahlte ich SFr. 38.- ohne Ermässigung.

Falls ihr sportlicher als ich unterwegs seid, könnt ihr natürlich auch auf verschiedenen Wanderwegen die Harder Kulm in Angriff nehmen. Dazu braucht ihr ca. zwei bis drei Stunden und eine gute Kondition, da die Strecke doch meist recht steil ist. Wusstet ihr übrigens, dass einmal im Jahr der 'Harder Run' stattfindet? Dieses Jahr fand die Zeitmessung von April bis Oktober 2024 statt. Der Sieger schaffte den Berg in rund 32 Minuten, die Siegerin kam nach etwa 37 Minuten oben an. Puuh, was für eine Leistung!

Nun, ich jedenfalls kam dank der Standseilbahn gut erholt und entspannt oben an und machte mich gleich auf den etwa 300 Meter langen und stetig höher steigenden Weg zur Harder Kulm.

Doch was für ein Ausblick bot sich mir bereits beim Verlassen der Bergstation! Bei perfekten Wetter die Seen und Berge im Blick, noch dazu relativ wenige Touristen: was will man mehr. Ich hatte einfach den perfekten Tag erwischt.



Kaum beim Restaurant angekommen, zog es mich schon zum Zwei-Seen-Steg, den Steg, der über den Berg hinausragt und von wo aus ihr zur linken den grün leuchtenden Brienzersee und zur rechten den blau schimmernden Thunersee erblicken könnt. Zu euren Füssen liegt Interlaken und mit einem Blick auf die gegenüberliegenden Berge seht ihr DIE Schweizer Berge Eiger, Mönch und Jungfrau.

Um bis an die Spitze des Steges zu gelangen, brauchte ich allerdings etwas Geduld. Dies trotz wenigen Touristen, denn jeder wollte in allen möglichen Posen ein Selfie von sich machen...oder machen lassen...Übrigens könnt ihr nach ein paar Schritten auf dem Steg bereits die Vibrationen spüren, die all die Leute beim Gehen auf dem Steg erzeugen.

Nun, satt gesehen vom Steg machte ich mich an die Rundwanderung auf dem Harder, die etwa eine Stunde dauert und sich Elfenweg nennt. Ihr könnt die Rundwanderung entweder damit starten, dass ihr neben dem Restaurant hoch geht in Richtung Spielplatz oder wieder ein Stückchen retour in Richtung Bergstation und mit dem ebenen Teil des Rundgangs beginnt.

Ich entschied mich, erst hochzulaufen. Auf dem Elfenweg: was nach Märchen tönt und noch dadurch unterstrichen wurde, dass ich zwischen geschnitzten Holzfiguren zum Spielplatz hoch ging, liess mich glauben, dass dies ein ganz einfacher Weg sein würde. Noch dazu wird er ja als Familientauglich angepriesen, was ich dahingehend interpretierte, dass auch sehr kleine Kinder diesen Weg gehen könnten, ein Spaziergang quasi. Aber Pustekuchen. Rasch stellte sich heraus, dass es sich dabei um einen weiss-rot-weiss markierten Bergwanderweg handelte, also um einen T2 bis T3.

Und nein: es braucht kein Bergtraining, um diese Wanderung zu bewältigen, aber Trittsicherheit braucht es auf alle Fälle und ein Mindestmass an Kondition. Denn der Weg führt nach dem Spielplatz ein ganz schönes Stück hinauf, über Stock und Stein und hin und wieder müsst ihr auch einen grossen Schritt nach oben machen. Dabei gehts durch einen märchenhaften Wald, der dem Namen Elfenweg alle Ehre macht.

Je höher ich lief, desto märchenhafter erschien mir der Wald. Eis und Schnee schmolz von den Bäumen und hinterliess da und dort Damfschwaden, ich hörte es ständig vom fallenden Eis rascheln und oft hing so etwas wie ein feiner Sprühregen in den Bäumen. Ich genoss es in vollen Zügen.


Ich schritt also stetig voran und fragte mich, ob ich wohl noch auf dem richtigen Weg war. Doch endlich kam ich an einen Wegweiser.

Kurz fragte ich mich, ob es zeitlich noch drin liegen würde, weiter nach oben in Richtung Augstmatthorn zu wandern, doch da keine Zeitangabe auf den Schildern war und es schon etwa 14 Uhr war, entschied ich mich, weiterhin den Elfenweg zu gehen. Der ging dann abwärts, wieder über Stock und Stein und da ich nicht grade die grösste Person bin, gab es die ein oder andere Stelle, an der ich schon einen kleinen Hüpfer nach unten machen musste...die Beine reichten einfach nicht ganz von meinem oberen Stand auf den unteren.
Schliesslich machte der Weg irgendwann eine 180° Kehre und ab da wars dann ganz einfach zu gehen. Das war dann ein Spaziergang...auf einem schmalen Weg zwar, aber doch ein Spaziergang.

Was ich euch auch noch erzählen wollte: googelt mal den Weg zum Augstmatthorn respektive bis zur Lombachalp. Was soll ich sagen? Ich war froh, dass ich beim Wegweiser nicht noch weiter nach oben gestiegen bin, denn zum einen hätte die Zeit bis zum Eindunkeln nicht mal ansatzweise gereicht und zweitens hätte ich zuwenig Proviant dabei gehabt. Der Weg bis zum Augstmatthorn steht nun für nächstes oder übernächstes Jahr auch auf meiner Wanderliste, das wird mich den Beschreibungen nach schon mal fordern...aber der Weg vom Augstmatthorn bis zur Lombachalp...Uiiiuiiiuiiii....da drauf kann ich getrost verzichten. Hab definitiv keine Lust, einen Tobel runterzufallen auch wenn das die spektakulärste Wanderung der Schweiz sein soll.
Nun aber zurück zum Elfenweg. Ich kreuzte auf dem 'Spazierweg' schliesslich die Bergstation, ging nochmals zum Restaurant hoch und gönnte mir erst mal einen Cappuccino. Dabei konnte ich all die Gleitschirmflieger beobachten, die einer nach dem anderen vorbeiflogen. Auch das war beeindruckend. Vom Gleitschirm winkten sie, vom Restaurant gingen 'Huhu' Rufe nach oben.

Nach dem Cappuccino wars dann langsam Zeit, nach Interlaken zurückzukehren. Kurz überlegte ich noch, ob ich runterlaufen sollte, doch ich entschied mich für einen gemütlichen Abschluss und einen anschliessenden kleinen Rundgang durch Interlaken.

Wieder unten in Interlaken angekommen, machte ich mich auf den Weg ins Zentrum. Vorbei an vielen indischen Restaurants und Imbissen, teuren Geschäften und nun ja...einem mässig schönen Zentrum. Der Standort Interlaken ist perfekt: die ganze Jungfrauregion ist rasch erreichbar, ob im Sommer für Bergbesteigungen oder im Winter für Schneesport, das ist unbestritten. Aber schön ist in meinen Augen was anderes. Und damit meine ich nur den Ort Interlaken. Es hat zwar ein paar hübsche Eckchen, aber naja, mein Geschmack ist es nicht. Aber wie bereits erwähnt: für Ausflüge ins Berner Oberland und die Grimselwelt ist es einfach die perfekte Lage und Interlaken ist definitiv auf Touristen eingestellt. Und die Natur rund um Interlaken ist ein Traum.




Wie gesagt: der Ort Interlaken ist so meines nicht, aber die Kulisse, die ist fantastisch, da gibts nichts dran zu rütteln.
Also, solltet ihr mal dort in der Gegend sein: ein Ausflug auf die Harder Kulm lohnt sich. Allerdings ist diese noch bis zum 1. Dezember 2024 geöffnet und fährt erst wieder am 5. April 2025 hoch.
Eure Corinna
P.S. Gruss an meine sehr geschätzte Schwägerin...und ja, wieder mal war ich im Berner Oberland unterwegs. Scheint wohl meine favorisierte Gegend in der Schweiz zu sein 😉
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