Markttag in Domodossola
- Corinna
- 23. Sept. 2022
- 4 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 13. Okt. 2022
Nachdem ich euch letzte Woche von der Fahrt über den beeindruckenden Simplon erzählt habe, geht es heute weiter nach Domodossola. Und zwar auf den Markt. Jeden Samstag findet dieser dort statt, nach offiziellen Angaben zwischen 10 bis 14 Uhr.
Domodossola liegt wunderschön gelegen vor alpiner Kulisse im Ossola Tal auf der Route vom Simplon Pass zum Lago Maggiore. Die bunten Häuser, die meist etwas abgenutztes haben...die Plastikdächer über den Balkonen, die Plastikstühle und Tische vor den Cafeterias und auf den Terrassen...all das ist unverkennbar Italien. Finde ich zumindest.

Doch bevor wir auf den Markt konnten, mussten wir ja erst einen Parkplatz finden. Diesen fanden wir in einem in die Jahre gekommenen, dunklen und engen Parkhaus. Da dieses auch noch ziemlich klein war, waren bereits alle Plätze besetzt. Doch just in diesem Moment verliess ein Fahrer das Parkhaus und vor uns tat sich die einzige Lücke auf. Gut gelaunt stiegen wir aus dem Auto und machten uns erst mal schlau, wo und wieviel wir für den Platz bezahlen sollten. Doch vor dem Ticketautomaten stand bereits ein französisch sprechendes Paar, das ratlos wirkte. Als wir kamen, machten sie uns Platz und ich versuchte im Halbdunkel das kaum leserliche italienisch zu entziffern und bereute es einmal mehr, dass ich meine Lesebrille nicht dabei hatte. Und eins kann ich euch sagen: ich hab das schon manches mal bereut...
Nun, da ich nichts lesen konnte, warfen wir einfach mal ein paar Münzen in den Schlitz, denn so schwer konnte es ja nicht sein, an ein Ticket zu kommen. Und Tadaa...flatterte das Ticket schon aus dem Automaten. Doch kaum hielten wir das Stückchen Papier in der Hand, hielt ein Italiener neben uns und streckte uns sein Ticket entgegen mit der Bemerkung, dass dieses noch eine Stunde gültig sei. Ob wir es haben wollten? Äh, nein...aber ob wir es an die Franzosen weitergeben könnten? Ein Kopfnicken seinerseits, ein strahlendes 'Sì, sì!' und schon landete das Ticket erst in meiner, dann in den Händen der Franzosen. Mit einem fröhlichen 'Ciao!' brauste er davon und die Franzosen verliessen erleichtert das Parkhaus.
So, endlich konnten wir uns auf wen Weg machen. Durch hübsche Gässchen und Gassen liefen wir gemütlich in die Altstadt und genossen 'Italianità'.


Kurz nach 10 Uhr waren wir schliesslich auf dem Markt. Die Stände lockten das Publikum, dass um diese Zeit noch nicht so zahlreich durch die Gassen strömte, so dass wir genug Platz und Muse hatten, die Stände zu durchstöbern. Bereits zwei Stunden später bot sich ein ganz anderes Bild: die Gassen waren voll und an den Ständen musste man sich hinten anstellen, bevor man etwas zu Gesicht bekam.
Verteilt in der Altstadt, um das Rathaus und bis zum Bahnhof hinunter bot sich ein vielfältiges Angebot. Bereits der erste Stand war einen Stop wert und die Taschen wurden genauer unter die Lupe genommen.



Während die Stände mit Lederwaren, Kleidung, Kunsthandwerk, Stoffen und anderem bunt gemischt in den Gassen standen, waren sämtliche Lebensmittelstände rund um einen kleinen Platz gruppiert. Auch hier war die Auswahl gross und vieles wurde zur Degustation angeboten.






Schliesslich brauchten wir eine Pause und während wir brav auf unsere Cappuccinos und Brioches, respektive Sandwiches warteten, prosteten sich die Italiener bereits um 11 Uhr an der Theke des Café fröhlich mit einem Apperitivo zu .
Nach gutem italienischen Cappuccino machten wir uns erneut auf den Weg zum Markt, genauer zu den Essständen. Beladen mit Salami, Käse und Ravioli schlenderten wir durch die Menge und ich...ja ich suchte immer noch was ganz Bestimmtes. Und zwar das, was mir seit Kindheit in Erinnerung blieb.
Das letzte mal habe ich euch ja erzählt, dass ich mich nur vage an den Markt von Domodossola erinnern konnte. Als Kinder waren wir immer wieder mal mit den Eltern dort. Auch wenn ich nicht mehr alles von damals weiss, kann ich mich an die vielen Stände mit Kleidern, Lederwaren, Spielsachen und Lebensmittel erinnern. Aber vor alles eines ist mir im Gedächtnis geblieben. Eine Salami, die wir nur in Italien kaufen konnten. Und die ich fürs Leben gerne ass. Viele Jahre später stiess ich bei meinen Aufenthalten in Norditalien schliesslich per Zufall wieder auf diese Salami, nur...war das eben keine Salami. Es stellte sich heraus, dass es eine Mortadella di Fegato war. Ich hab mich so darüber gefreut, dass diese Mortadella von da an immer zu einem Italienaufenthalt gehörte. Ohne diese Mortadella fehlte mir dort einfach was.


Doch es kam, wie es einmal kommen musste. Die regelmässigen Aufenthalte in Italien gehörten irgendwann der Vergangenheit an, ebenso die Mortadella. Aber sie geriet nie in Vergessenheit. Nie! Als wir dann also auf dem Markt unterwegs waren, suchte ich vergeblich nach ihr. Doch keine Herausforderung ohne Lösung: schnurstracks betrat ich also einen dieser kleinen, abgeranzten, nach allem möglichen riechenden (gut riechendem, wohlgemerkt) Supermercato in der Stadt. Und ruckzuck, hatte ich die heiss begehrte Mortadella di Fegato meinen Einkäufen hinzugefügt. Ihr könnt euch gar nicht vorstellen, wie strahlend ich diesen Supermercato verliess und was noch besser als die Mortadella war: das Gefühl, dass ich endlich wieder in bella Italia bin. Ganz ehrlich: erst ein Gang durch die Regale eines Mercato beschert mir das Gefühl, in Italien zu sein :-)))

Auf dem Rückweg zum Parkhaus gab es noch das eine oder andere zu entdecken. Schöne Fassaden, spezielle Geschäfte, Türen, bei denen nicht klar war, wohin sie führen sollten...






Als wir schliesslich wieder im Parkhaus ankamen, war dieses immer noch voll, respektive wieder voll. Gerade als wir ins Auto stiegen, kam ein Italiener um die Ecke gebogen, froh, den einzigen Platz zu ergattern. Doch er bekam nicht nur einen Platz, sondern noch gleich unser Ticket, das noch etwa 2 Stunden gültig war, dazu. Er winkte uns damit zu, und mit einem gut gelaunten Ciao von beiden Seiten verabschiedeten wir uns schliesslich von Italien.
So blieb mir nur noch, mich auch meine Mortadella di Fegato (heisst übrigens Lebermortadella) und vor allem auf die Rückfahrt über den Simplon zu freuen.
Es war ein wunderbarer Tag und wir drei genossen ihn in vollen Zügen.
Nun bleibt mir nur noch ein 'Ciao a tutti' zu rufen und 'a presto'.
Corinna
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