Schloss Chillon
- Corinna
- 7. März
- 7 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 9. Sept.
Majestätisch thront das Schloss auf einem Felsen im Genfersee. Es ist ein Blickfang: von Montreux herkommend strahlt der Schnee auf den Alpen dahinter, auf der linken Seite die Weinberge und rechts der Genfersee, über den man nach Frankreich blicken kann.

Vor wenigen Wochen startete ich mit Schwester und Schwägerin, um das Schloss genauer unter die Lupe zu nehmen. Das Wetter war allerdings grau in grau, die französichen Alpen ennet dem See kaum zu sehen, und der Schnee der Walliser Berge glitzerte nicht mit der Sonne um die Wette. Eben: grau in grau. Doch dies hielt uns nicht davon ab, das Schloss zu besichtigen.

Nach einem entspannten Spaziergang von Montreux am Genfersee entlang zum Schloss, standen wir nach etwa 40 Minuten an der ehemaligen Zugbrücke, die das Kassenhäusschen beherbergt.


Der Eintritt kostete uns SFr. 15.-/Person und ein Audioguide wäre für einen Aufpreis auch verfügbar gewesen, doch auf diesen haben wir verzichtet. Eine Freundin riet mir später, diesen bei einem nächsten Besuch zu nehmen, da sie damit sehr viele interessante Details zum Schloss erfahren habe. Nun, bei mir ist es jedenfalls so, dass ich ganz vieles von dem, was ich höre, sehr rasch wieder vergesse und es mir bei Besichtigungen in der Regel reicht, alles anzuschauen und die Infos dazu zu lesen. Wie dem auch sei: mehr Informationen findet ihr auf www.chillon.ch
Ausgrabungen haben gezeigt, dass Chillon (bedeutete früher einmal schlicht und einfach 'Felsen') bereits zur Bronzezeit bewohnt war. Das erste Mal wurde Chillon um 1150 schriftlich erwähnt, wurde in den folgenden Jahrhunderten immer wieder aus- und umgebaut. Und wie es sich für ein Schloss gehört, wechselte es auch immer wieder den Besitzer.
So herrschten vom 12. Jahrhundert bis 1536 die Savoyer, von 1536 bis 1798 die Berner und seither gehört das Schloss zum Kanton Waadt. Strategisch lag das Schloss an einem wichtigen Punkt, um die Nord-Süd-Achse am See kontrollieren zu können. In der Zeit der Berner diente es aber hauptsächlich als Festung, Gefängnis und Arsenal.

Nachdem die Berner 1536 Chillon erobert hatten, dauerte es gerade mal drei (!) Tage, und sie hatten das Emblem der Savoyer mit ihrem eigenen Wappen übermalt. Und als dann die Waadtländer das Schloss übernahmen, wurde das Berner Wappen mit dem grün-weissen Wappen der Waadt übermalt. Doch 1807 entschied man sich schliesslich, das Emblem mit dem Wappen der Schlosserbauer, nämlich den Savoyern, zu gestalten und so präsentiert es sich seither bis heute, nämlich in rot-weiss.
1540 entschieden die Berner, dass am viereckigen Turm eine Uhr eingebaut werden sollte. Zuerst wurde das Berner Wappen aufgemalt, drei Jahre später der Mechanismus installiert. Doch fertiggestellt wurde die Uhr erst 1582, als die Glocke im Dachstock desselben Turm aufgehängt wurde. Diese Uhr wurde aber nicht einfach aus einer Laune heraus angebracht, nein, die Berner hatten sich das gut überlegt. Denn zu jener Zeit lag es an den Behörden, den Leuten die genaue Zeit mitzuteilen. Und ihnen zugleich klar zu machen, wer die Zeit kontrollierte und wer hier das Sagen hatte.
Nun, jetzt funktioniert die Uhr nicht mehr und steht still. Ob sie je restauriert wird?
Nun aber zurück zu unserem Schlossrundgang. Es war äusserst interessant (auch ohne Audioguide), viele Infotafeln zeigten die Geschichte und Details der jeweiligen Zeit an und wir verbrachten wohl etwa zwei Stunden bei dem Rundgang.



Der wohl bekannteste Gefangene von Chillon war der Genfer Freiheitskämpfer François Bonivard (1493 - 1570). Einst der Prior des Klosters von Saint-Victor, stellte er sich beim Konflikt zwischen der Stadt Genf und den Savoyern auf die Seite von Genf. Bereits von 1519 bis 1521 wurde er deswegen inhaftiert, doch das hinderte ihn nicht,sich weiterhin der Übernahme der Savoyen zu widersetzen. Also nahmen ihn die savoyischen Truppen 1530 erneut fest und kerkerten ihn im Verliess ein, das direkt auf dem Felsen errichtet wurde. Bonivard wurde an einen der Pfeiler festgekettet und zu seiner Zeit war es beinah vollständig dunkel im Verliess.

Nur wenig Licht drang durch die Maueröffnungen hinein, doch das Plätschern des Sees konnte er hören. Bonivard war der Überzeugung, dass der Kerker unter dem Wasserspiegel lag, was er so später schriftlich festhielt. 1536 wurde er schliesslich von den Bernern befreit und erhielt später von Genf eine lebenslange Rente und Wohnung. Damit liess er es sich augenscheinlich gut gehen, denn er führte in der Folge einen ausschweifenden Lebensstil, hatte ständig Geldprobleme und heiratete vier Mal. Mindestens drei seiner vier Frauen verstarben, bei der dritten ist unklar, ob eine Trennung oder der Tod die Ehe beendete. Doch seine letzte Frau starb unter recht unglücklichen Umständen: wegen Unsittlichkeit und Untreue wurde sie unter Hausarrest gestellt und schliesslich mit einem Wurf in die Rhone hingerichtet.

Die Bankette, die im Mittelalter hier abgehalten wurden, waren ein Ereignis. Sie beinhalteten mehrere Gänge, und zwischen den Gängen wurden auch Schauspiele abgehalten. Eines dieser Bankette war 1433 das Hochzeitsbankett von Ludwig von Savoyen und gestaltete sich wie folgt:
Am ersten Tag kamen weisse Schwäne, welche die Wappen der geladenen Fürsten auf Bannern zeigten. Hinzu kamen noch vier Trompetenspieler, die in den savoyern Farben fröhliche Stücke spielten. Und fehlen durften auch nicht die 12 Edelmänner, die auf Pferden in den Saal ritten und dabei die Wappen savoyischer Vasallen zeigten.
Das Schauspiel wurde am zweiten Tag noch gesteigert und zwar mit: einem Liebesgott mit Pfauenflügeln, der von Pferden in einem nachgebildeten Schloss in den Saal gezogen wurde und von dort aus den Edeldamen Rosen zuwarf. Ergänzt wurde dies von Männern, die einen ganzen Rosengarten hineintrugen, in dessen Mitte ein lebender Steinbock mit vergoldeten Hörnern stand. Und zur Krönung entstieg ein als Adler verkleideter Mann aus einer riesigen Pastete.
Huii, da wird aber die Post abgegangen sein, an solchen und ähnlichen Banketten!

Bei solch mehrtägigen Banketten waren Dutzende Köche im Einsatz. Und was die an Zutaten benötigten, übertrifft wohl manche Köche. So ist zu lesen: 100 Rinder, 130 Schafe und 120 Schweine. Des Weiteren 100 Kälber, 2000 Hühner, 6000 Eier und noch vieles mehr. Dazu kamen noch Unmengen an Fischen wie Delfinen, Seehecht, Lachs, Aal und was das Wasser noch so hergab. Die Gelage müssen also gewaltig gewesen sein. Dazu kamen noch die Unmengen an Kochgeschirr und sonstigem Geschirr, dass aus mehreren Tausend Teilen bestand und zwischen den Gängen so rasch als möglich abgewaschen werden musste, damit es für den nächsten Gang wieder benutzt werden konnte.










Die Kapelle wurde von den Grafen und Herzögen von Savoyen als Privatkapelle genutzt. Nach der Reformation wurde sie zur Getreidekammer und später unter den Bernern zur Pulverkammer umfunktioniert. Erst im 19. Jahrhundert, als der Kanton Waadt ein Gefängnis einrichtete, diente sie den Häftlingen wieder als Kapelle.
So, nun aber genug zum Schloss, ich zeige euch noch ein paar Aussenansichten und hab noch ein oder zwei Tipps für euch.



Beim Schlossgang war viel Bewegung angesagt, dementsprechend schlug der Hunger bei uns zu und wir beschlossen, ins Café Byron, gleich gegenüber vom Schloss zu gehen. Unsere Erwartungen waren nicht gross, desto grösser war die Freude darüber, wie gut das Essen geschmeckt hat. Es gab Burger mit Pommes und Rösti mit Spiegelei. Alles frisch zubereitet und der Burger zusätzlich mit einem Hauch Estragon...Ein Gedicht und absolut empfehlenswert. Das wäre mein erster Tipp gewesen.
Mein zweiter Tipp: Das Schloss hat einen kleinen Garten vor den Toren. Sowohl da, als auch an der Seepromenade lässt sich herrlich entspannen. Und wenn ihr schon mal dort unten seid: ein Besuch in Montreux ist ebenfalls empfehlenswert und zwar nicht nur am Ufer entlang. Wagt euch den Hügel hinauf, geniesst die Altstadt und den Blick über den See.
Und nun wünsche ich euch einen schönen Start in den Frühling, bis bald.
Corinna
Kurz und knackig: in Schloss wie aus dem Märchen – mit Verlies und VIP-Bankett
📍 Ort
Chillon bei Montreux, direkt am Genfersee
🚶♀️ Anreise & Lage
Zu Fuss: ca. 40 Min. Spaziergang von Montreux am See entlang
Mit dem ÖV: Bus, Schiff oder Zug – Haltestelle direkt beim Schloss
Direkt am Wasser & vor der Kulisse der Walliser Alpen
🎫 Eintritt
CHF 15.– pro PersonAudioguide: optional, aber empfehlenswert🔗 www.chillon.ch
📜 Geschichte in Kürze
Seit der Bronzezeit bewohnt (!), erste Erwähnung 1150
12.–16. Jh.: Herrschaft der Savoyer
Ab 1536: Berner übernehmen das Ruder
Danach: Schloss wird Waadtländer Kulturgut
🧱 Highlight-Rundgang
3 Schlosshöfe, unzählige Treppen (Oberschenkel-Workout inklusive)
Kerker mit düsterem Charme (→ Bonivard war 6 Jahre eingekerkert!)
Aussichtstürme mit Seeblick bis nach Frankreich
Berner Uhr am Turm (heute still, damals politisches Statement)
Kapelle mit erstaunlicher Karriere: von privat bis Pulverkammer
Mittelalterlicher Bankettsaal mit epischen Party-Vibes
🍽️ Kulinarik-TippCafé Byron
(gleich gegenüber):Burger mit Estragon, Rösti mit Ei – frisch, lecker, überraschend gut! 😋
🌿 Chill-Tipp
Kleiner Garten vorm Schloss
Seepromenade mit Sitzplätzen
Abstecher nach Montreux: nicht nur am See, sondern auch rauf in die Altstadt!
⏱️ Dauer
2–3 Stunden für die Besichtigung + gemütliche Pause am See
💡 Perfekt für…Mittelalter-Nerds, Architekturfans, Familien, Burgfräulein und Hobby-Ritter:innen



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