Wanderung rund um den Gelmersee
- Corinna
- 22. Okt. 2021
- 6 Min. Lesezeit
Wer von euch war schon mal am Gelmersee? Hat überhaupt schon mal jemand davon gehört? Falls nein....und auch wenn ja...nehme ich euch heute spontan mit in die hochalpine Landschaft des Gelmersee. Vielleicht kennt ihn ja bereits jemand von euch, doch den meisten Leuten, denen ich davon erzählt habe, war er gänzlich unbekannt.
So machte ich mich vor zwei Wochen mit einer Freundin auf die Fahrt dahin. Wir starteten früh am Morgen und noch etwas verschlafen, aber voller Vorfreude setzte ich mich ans Steuer und wir fuhren los. Von Basel via Bern-Interlaken-Meiringen in Richtung Grimsel. Die führte uns schliesslich durchs Berner Oberland, ins Haslital.

Bereits die Fahrt durch das schöne Tal hat einiges zu bieten. Unter anderem die Aareschlucht, die man einfach gesehen haben muss. Als Insidertipp gilt die Rosenlauischlucht, die noch nicht so überlaufen ist, wie die Aareschlucht, aber genau so sehenswert. Ausserdem sind da noch die Reichenbachfälle, welche den Sherlock Holmes Fans ein Begriff sein dürften. Und das Sherlock Holmes Museum in Meiringen, das bestimmt auch einen Besuch lohnt. Und und und... es gibt noch so viel mehr im Haslital zu entdecken.
Aber wo waren wir doch gleich? Ah ja, wir waren ja auf dem Weg zum Gelmersee. Dazu fuhren wir mit dem Auto bis Handegg und stellten das Auto dort ab. Lasst euch nicht davon schrecken, wenn ihr auf dem Parkplatz an der Strasse keinen Platz mehr habt, es gibt noch einen weiteren, der etwas versteckt hinter diesem liegt und mit einem Wegweiser gekennzeichnet ist.
Auf dem etwa zehnminütigen Fussmarsch vom Parkplatz zur Station der Gelmerbahn kommt ihr auch unweigerlich an die Handeckfallbrücke, die von der Station über die Aare zum Hotel Handeck führt. Gebaut wurde diese 2006 und ist eine richtige Hängebrücke.

Wir liessen es uns natürlich nicht nehmen, und überquerten die Brücke...zusammen mit anderen Touristen, die sich alle Zeit der Welt nahmen, Selfies auf der Brücke zu machen, so dass wir auf der schmalen Brücke schliesslich im 'Stau' standen. Nun ja, so konnten wir die Aussicht intensiver geniessen und kamen schliesslich doch irgendwann auf die andere Seite.

Nachdem wir die Brücke endlich passieren konnten, kamen wir zum Hotel Handeck, wo wir uns auf der Aussenterrasse erst mal einen Kaffee gönnten.

Das gemütliche Hotel hat ein Naturresort und ist wirklich wunderschön gelegen. Gleich nebenan gibt es eine Alpkäserei, einen Spielplatz und einen Teich, an dem man es sich in Liegestühlen gemütlich machen kann.



Nachdem wir unsere Kaffee und die Atmosphäre rund ums Handeck genossen hatten, machten wir uns auf den Weg zurück zur Station der Gelmerbahn. Wir hatten bereits übers Internet die Tickets gebucht, so dass wir eine genaue Zeitangabe hatten, wann wir an der Station sein mussten. Es ist übrigens empfehlenswert, die Tickets online zu buchen, damit ihr auch bestimmt einen Platz auf der Bahn habt.
Doch bevor ich euch etwas über die Gelmerbahn erzähle, lass ich euch einen kurzen Blick auf unser Ziel, den Gelmersee, werfen.

Der Gelmersee befindet sich im Berner Oberland, wenige Fahrminuten vom Grimselpass entfernt. Gebaut wurde er zeitgleich mit dem Grimselsee bis ins Jahre 1929 und befindet sich auf 1850 Metern über dem Meer. Einen grossen Teil seines Wassers bezieht er über eine Stollenverbindung vom Grimselsee, den kleineren Teil aus der Umgebung selbst. Beide Seen dienen der Stromgewinnung des Wasserkraftwerks Oberhasli.
Alleine die Wanderung rund um den See ist die Anreise schon wert, was diesem Ausflug aber den besonderen Kick gibt, ist die Gelmerbahn.

Mit einer Steigung von 106% ist die Gelmerbahn die steilste, offene Standseilbahn Europas. Ganze 12 Minuten dauert die spektakuläre Fahrt vom Handegg hinauf an den Gelmersee. Leider gelang es mir nicht, ein Foto von der Bahn selbst zu machen...die Bahn hat kein richtiges Dach, ist leuchtend rot und das Besondere daran ist...dass ihr quasi im Freien rückwärts den Berg hinauf gezogen werdet. So schaut ihr während der ganzen Fahrt ins Tal hinunter und erst, wenn ihr oben angekommen seid und euch ein paar Meter auf den Weg gemacht habt, könnt ihr ihn sehen, den Gelmersee.

Mit Haltebügeln, die sich für die Fahrt schliessen, sitzt ihr sicher auf den Holzbänken der Bahn. Doch ich gebe zu, dass ich mich bei meiner ersten Fahrt vor ein paar Jahren an den Bügel geklammert habe, weil ich bei der grössten Steigung befürchtete, unter dem Bügel durchzurutschen. Und dann gehts ja nur noch abwärts, wie ihr auf dem Bild sehen könnt.

Ihr könnt natürlich auch an den Gelmersee hochlaufen, dazu fahrt ihr am besten bis nach Chöenzentennlen, stellt das Auto auf den grossen Parkplatz (sofern ihr nicht mit dem Postauto unterwegs seid) und folgt dem markierten Weg bergauf Richtung Gelmersee.
Ich aber wollte unbedingt mit der Bahn hoch und hatte erst noch der Freundin den Mund damit wässrig gemacht, die nach der Fahrt ganz begeistert war.

Nachdem wir die Bahn verlassen hatten, liefen wir wenige Meter und schon zeigte sich der See. Umgeben von Bergen, hochalpiner Landschaft, Stein und Geröll. Der Weg um den See ist markiert und für den Rundgang benötigt ihr etwa zwei Stunden. Wir brauchten etwas mehr Zeit, da es immer wieder etwas zu fotografieren gab, wir mit den Leuten ins Gespräch kamen oder einfach die Aussicht genossen.
Wir entschlossen uns, den See gegen den Uhrzeigersinn zu umrunden. So konnten wir zu Beginn noch gemütlich einem Wanderweg folgen, der uns zur 35 Meter hohen Staumauer leitete.

Falls ihr euch wundert, dass der See auf meinen Bildern nicht so aussieht, wie er sonst auf Fotos wirkt: ihr habt recht! Der See ist nicht in seinem 'Normal-Zustand', denn eigentlich hätte er eine tiefblaue Farbe, der Wasserstand wäre viel höher und würde bis an die begrünte Uferzone heranreichen. Zudem könntet ihr dann nicht wie auf dem obigen Bild einen graugrünen See und dahinter ein ausgetrocknetes Seebett erkennen, sondern das Wasser wäre durchgehend von vorne bis ganz hinten zur steilen Felswand als zusammen hängender See zu bestaunen. Doch ich werde es euch gleich erklären, weshalb das bei unserem Ausflug nicht so war.


Nach wenigen Gehminuten waren wir bereits an der Staumauer. Links fällt der Blick auf den See, rechts hinunter ins Tal und auf das unterhalb der Staumauer liegende Biotop.


Wir hatten prächtiges Wetter für unseren Ausflug, und obschon es Wochenende war, waren nicht all zu viele Leute dort oben unterwegs. Einzig bei der Bahn, waren wir froh, dass wir die Tickets bereits gebucht hatten, denn die war null Komma nichts voll.

Wir genossen den Blick vom Staudamm, auf der einen Seite der See, auf der anderen Seite die Felsplatten unterhalb der Staumauer. Ihr könnt diese Felsplatten begehen, wie es schon viele Wanderer taten. Denn unser Blick fiel nicht nur auf die Natur, sondern auch auf die vielen Steinmännchen und mit Steinen gebildete Namen, die Wanderer dort hinterliessen.


Nachdem wir den Staudamm überquert hatten, standen wir an der Weggabelung: entweder gleich hinunter ins Tal oder den See umrunden. Für uns war ja aber schon zu Beginn klar, dass wir rund um den See laufen würden, und so setzten wir unseren Weg fort.


Bevor ihr euch auf den Weg um den See macht, solltet ihr euch bewusst sein, dass das Gelände zum Teil sehr unwegsam ist. Teils hat es gut begehbare Wege, dann wieder nur Schutt und Geröll, über das ihr klettern müsst. An ganz steilen Übergängen sind Seile befestigt, an denen ihr euch festhalten könnt, um nicht den Felsen runterzurutschen. Ihr solltet wirklich trittsicher sein und Schuhe mit festen Sohlen tragen. Denn ihr werdet auch den einen oder anderen Bach überqueren. Ja ja, der Weg ist nicht ganz ohne, aber sehr abwechslungsreich und wie gesagt: es ist einfach wunderschön rund um den See.




Nun noch die Erklärung, weshalb der See im Moment so ausgetrocknet ist: diesen Winter stehen Sanierungsarbeiten an den Wasserkraftanlagen statt, so dass das Wasser abgelassen wurde. Die Gelegenheit also, den See mal von einer ganz anderen Seite kennenzulernen und die Landschaft aus einer anderen Perspektive zu sehen.

Wenn ihr ganz hinten am See angelangt seid, habt ihr die Möglichkeit, zur Gelmerhütte hochzulaufen. Dies dauert nochmals seine Zeit und setzt etwas Kondition voraus. Vor ein paar Jahren bin ich dort hochgelaufen und habe dort auch übernachtet. Wenn ihr mal auf der Hütte seid, könnt ihr von dort aus verschiedene Hochgebirgstouren unternehmen. Die Aussicht von der Hütte, die hoch über dem See, mitten im Gestein thront, ist fantastisch und den Aufstieg wert.

Doch wie gesagt, wir sind dieses Mal nicht dort hochgelaufen, sondern haben den See in Gänze umrundet und machten uns nach einem kurzen Picknick an den Abstieg nach Chöenzentennlen.

Der Weg hinab ins Tag schlängelt sich durch die alpine Landschaft, geprägt von Kiefern, Beerensträuchern und Farnen. Nun, da der Herbst bereits seine Farben hinterlässt, ist der Fussmarsch einfach ein Traum.







Alles im allem waren wir etwa 6 Stunden unterwegs, als wir wieder am Parkplatz der Gelmerbahn ankamen. Berauscht von der Landschaft und dem tollen Wetter, das an diesem Tag hielt, was es versprach, machten wir uns kurzerhand noch auf den Weg auf den Grimselpass. Die Freundin war noch nie dort und die Entfernung beträgt auch nur etwa 15 Fahrtminuten.




Puh...ich glaube ihr könnt auf den letzten Bildern gut erkennen, dass das Wetter umgeschlagen hat. Beim Hospiz und auf dem Grimsel blies ein eiskalter Wind, die Wolken fegten regelrecht über den Himmel und wurden immer dichter. Vorbei war das schöne Wetter, dass wir noch kurz zuvor bei der Wanderung geniessen konnten. Doch so ist der Grimsel: wechselhaft und stürmisch und deshalb übt er auch eine einzigartige Faszination auf mich aus. Und der Freundin hat es auch gefallen.

So, ich hoffe, euch hat der Ausflug gefallen und vielleicht gar inspiriert, die Wanderung mal unter die eigenen Füsse zu nehmen.
In diesem Sinne verabschiede ich mich von euch mit einem letzten Blick auf den Grimsel und 'Hebets guet'!
Corinna
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