top of page

Wanderung von den Reichenbachfällen zum wildromantischen Rosenlauital

Aktualisiert: 9. Sept.

Sommer, Sonne und ein freier Tag. Und somit die Frage: was tun damit? Schnell war die Antwort gefunden: Wasser, Berge und ab in die Höhe? Das dürfte doch wohl eine passende Kombination sein. Und das ganze garniert mit einem Schuss Romantik und etwas mehr 'Wilderness' = Rosenlauital!


Ohne Hahnenschrei war ich bereits früh morgens auf den Beinen, denn ich wollte kurz nach Öffnung der Reichenbachfall-Bahn dort sein, in der Hoffnung einen Parkplatz zu ergattern. Schliesslich sind in der Schweiz gerade Sommerferien und das bedeutet: Hochsaison und viele Touristen.

Talstation in Meiringen.
Talstation in Meiringen.

Dort angekommen stellte ich fest: nicht so viel los, wie gedacht. Parkplätze noch zur Genüge vorhanden, Touristen weniger als befürchtet und verschwenderisch Platz im Bähnli vorhanden.

Damit gehts gemütlich rauf und wieder runter von den Reichenbachfällen.
Damit gehts gemütlich rauf und wieder runter von den Reichenbachfällen.

Kurz darauf gings hoch zur Bergstation der Bahn. Dort angekommen begrüsste mich die Aussicht auf den Ort, wo Sherlock Holmes seinen Kampf mit Moriarty hatte und zu Tode stürzte, na ja, zumindest der eine...und der Reichenbachfall, selbstverständlich. Mehr zu dieser Geschichte findet ihr unter: https://www.scheissaufsalter.com/post/sherlock-holmes-und-die-reichenbachfälle

Durchs Fernrohr könnt ihr den weissen Stern an der gegenüberliegenden Felswand erkennen, der Absturzstelle von Sherlock Holmes. Und genau dort drüben werde ich gegen Ende des Tages auch noch stehen und den Ausblick auf die Bergstation geniessen...selbstverständlich ohne Absturz, zum Glück.
Durchs Fernrohr könnt ihr den weissen Stern an der gegenüberliegenden Felswand erkennen, der Absturzstelle von Sherlock Holmes. Und genau dort drüben werde ich gegen Ende des Tages auch noch stehen und den Ausblick auf die Bergstation geniessen...selbstverständlich ohne Absturz, zum Glück.
Oberhalb des Reichenbachfalls könnt ihr noch das Dach des Gasthauses Zwirgi erkennen. Das war die erste Etappe, die ich erreichen wollte.
Oberhalb des Reichenbachfalls könnt ihr noch das Dach des Gasthauses Zwirgi erkennen. Das war die erste Etappe, die ich erreichen wollte.

Noch einen letzten Blick ins Haslital genossen und dann machte ich mich auf den Weg nach oben, schliesslich wollte ich ja noch am selben Tag das Rosenlauital erreichen und die Gletscherschlucht besichtigen. Und wenn möglich auch noch am gleichen Tag wieder nach Hause kommen, der Zeitplan war also gesteckt. Denn es standen etwa zwei Stunden Wanderung nach oben vor mir (Spoiler: es wurden drei...oder waren's doch vier? ), die Besichtigung der Schlucht und das Ganze dann wieder umgekehrt nach unten. Ich hatte also alle Hände...äh Füsse voll zu tun.


Kleiner Rastplatz auf dem Weg nach oben.
Kleiner Rastplatz auf dem Weg nach oben.

Stufe um Stufe und Stein für Stein lief ich nach oben, angenehm vom Wald beschattet und konnte dabei den ein oder anderen Picknickplatz entdecken, bis ich schliesslich auf der Aussichtsplattform oberalb des Wasserfalls ankam.

Ausblick von der Plattform auf den Wasserfall und nach Meiringen.
Ausblick von der Plattform auf den Wasserfall und nach Meiringen.

Von der Plattform führte der Weg weiter über eine Brücke, erneut am Wasserfall vorbei bis ich zum Gasthaus und der gleichnamigen Bushaltestelle 'Zwirgi' kam.


Der Reichenbachfall weiter oben, bevor er sich auf der anderen Seite der Brücke tief hinunterstürzt.
Der Reichenbachfall weiter oben, bevor er sich auf der anderen Seite der Brücke tief hinunterstürzt.

Der Wanderweg weiter hoch zur Rosenlaui ist gut angeschrieben, ein paar Mal musste ich die schmale Strasse queren, hörte das Postauto mit seinem typischen Horn die Route hoch- und runterfahren und schwitzte vom Wanderweg aus mit, wenn die Autofahrer dem mächtigen Postauto ausweichen mussten. Von einem der Buschauffeure habe ich später vernommen, dass es immer wieder mal vorkommt, dass er den Bus verlassen muss, um das entsprechende Auto zurückzusetzen um Platz zu machen, weil die Autofahrer überfordert damit sind. Kann ich mir aber gut vorstellen, nachdem ich die eng gesteckten Kurven und die Bergstrasse gesehen habe.

 Der Wegweiser, etwa 200 Meter von der Haltestelle Zwirgi entfernt.
Der Wegweiser, etwa 200 Meter von der Haltestelle Zwirgi entfernt.

Bereits seit Verlassen der Reichenbachfallbahn gings nur noch bergauf. Mal mehr, mal weniger steil. Die Wege sind fast immer gut beschattet, worüber ich in der Wärme einfach nur dankbar war.

Links und rechts der Passstrasse schlängeln sich verwunschene...
Links und rechts der Passstrasse schlängeln sich verwunschene...
...und teils auch etwas herausfordernde Wanderwege immer wieder mal am Weissenbach entlang.
...und teils auch etwas herausfordernde Wanderwege immer wieder mal am Weissenbach entlang.

Da es die zwei Tage zuvor geregnet hatte, waren die Wege zum Teil recht rutschig, an anderen Stellen musste ich durch Bäche laufen, so dass die Socken nicht trocken blieben und ich in den Genuss eines Fussbades kam. Vermeiden könnt ihr dies allenfalls, wenn ihr der Strasse entlang nach oben läuft, dann aber würdet ihr viele schöne Ausblicke verpassen.

Auch ein kleines Juwel zeigte sich auf dem Wanderweg.
Auch ein kleines Juwel zeigte sich auf dem Wanderweg.

Während ich also weiterhin hochlief und die Ausblicke rundherum genoss, tat sich auf einmal dieser Ausblick auf: das Wellhorn zeigte sich bei bestem Wetter und ich war einmal mehr als beeindruckt von der Natur.

In der Mitte seht ihr das kleine Wellhorn, gleich dahinter den Berggipfel des Wellhorns und der schneebedeckte Gipfel auf der rechten Seite ist das Wetterhorn.
In der Mitte seht ihr das kleine Wellhorn, gleich dahinter den Berggipfel des Wellhorns und der schneebedeckte Gipfel auf der rechten Seite ist das Wetterhorn.

Nun wusste ich, wohin mich der Weg führen würde: mit einigen Schlaufen direkt Richtung Wellhorn. Ich hatte also noch ein gutes Stück zu laufen.

Blick zurück ins Haslital. Da ich schon so viel Höhe gemacht hatte, war Meiringen gar nicht mehr zu sehen. Dafür aber Velofahrer, die die Strasse hochstrampelten.
Blick zurück ins Haslital. Da ich schon so viel Höhe gemacht hatte, war Meiringen gar nicht mehr zu sehen. Dafür aber Velofahrer, die die Strasse hochstrampelten.
Der Ausblick aufs Wellhorn wurde immer beeindruckender.
Der Ausblick aufs Wellhorn wurde immer beeindruckender.

Nach etwa zwei Stunden Laufzeit tat sich dann endlich die Ebene des Rosenlaui auf. Der Weissenbach, den ich entlang lief, bis ich zum Hotel Rosenlaui kam, die Kühe, die dort zufrieden weideten und ein paar Wanderer mehr, die wie ich auf Schusters Rappen unterwegs waren.

Der Wanderweg links vom Bach führte auf der Ebene direkt bis zum Hotel Rosenlaui.
Der Wanderweg links vom Bach führte auf der Ebene direkt bis zum Hotel Rosenlaui.

Ich war immer noch erstaunt, dass so wenig Leute unterwegs waren, denn wie gesagt: wir haben gerade Hochsaison in der Schweiz. Aber ich denke, dies liegt an der abgeschiedenen Lage des Tales: wenn du mit dem Auto hochfahren willst, solltest du schon ein versierter Fahrer sein, ansonsten wirst du bei der engen Strasse arg ins Schwitzen kommen. Oder du bist gut zu Fuss unterwegs und scheust die ca. 650 Höhenmeter nicht, die du ab der Bergstation laufen musst. Dritte Variante ist natürlich das Postauto. Der Fahrer bringt dich sicher hinauf und wieder hinunter. Aber auch damit waren nicht so viele Leute unterwegs. Tja, schön für mich.

Weiter gehts am Weissenbach in Richtung Wellhorn...
Weiter gehts am Weissenbach in Richtung Wellhorn...
...bis ich kurz vor dem Ziel auf diese kleine Hütte stiess: ein liebevoll gepflegter Picknickplatz, wo Wanderer bei schlechtem Wetter drinnen sitzen können.
...bis ich kurz vor dem Ziel auf diese kleine Hütte stiess: ein liebevoll gepflegter Picknickplatz, wo Wanderer bei schlechtem Wetter drinnen sitzen können.
Und endlich am ersten Ziel angekommen: das Hotel Rosenlaui.
Und endlich am ersten Ziel angekommen: das Hotel Rosenlaui.

Die Geschichte des Hotel Rosenlaui geht bis in das Jahr 1771 zurück, als die ersten Gäste dort beherbergt wurden.

Das Hotel und zwei Nebengebäude brannten aber im Jahre 1861 nieder, nachdem zwei Mägde im Mai desselben Jahres den Auftrag hatten, die Häuser für die beginnende Saison herzurichten. So lüfteten sie die Zimmer durch und schürten die Öfen. Blöd nur, dass sie nicht wussten, dass die Kamine zum Schutz vor Schnee mit Heu zugestopft waren und kurz darauf alles lichterloh brannte.

1862 wurde das Rosenlaui wieder erbaut und heute befinden sich in diesem älteren Gebäudeteil der Speisesaal und ein paar Zimmer. Weitere Zimmer befinden sich zusammen mit den öffentlichen Räumen und dem Restaurant im 1905 erbauten Gebäudeteil.


Das Besondere an diesem Hotel: es hat aus der Not eine Tugend gemacht. Denn die späteren Besitzer hatten nicht das nötige Geld, das Hotel auf den neuesten Stand zu bringen und stellten es dann als Markenzeichen heraus, dass die Zimmer bewusst im Originalzustand von Anno dazumal blieben, sich die sanitären Anlagen auf der Etage befinden und in den öffentlichen Räumen Handys und Labtops untersagt sind: die Gäste sollen sich wie früher miteinander unterhalten. Finde ich ein interessantes Konzept und hilft sicher bei der Entschleunigung, die ja heute in aller Munde ist.


Und noch eine interessante Geschichte zum Hotel: 1953, wenige Monate nach der Erstbesteigung des Mount Everest, reiste Sherpa Tenzing Norgay auf Einladung von Arnold Glatthard mit weiteren nepalesischen Bergführern ins Rosenlaui, um dort in der Schweizer Bergsteigerkunst unterrichtet zu werden. Die beiden blieben anschliessend lebenslang Freunde und noch heute zeugt das Hotel Alpin Sherpa in Meiringen davon.


Nebst Hotel hat es auch noch ein einladendes Gartenrestaurant mit diesem Häuschen.
Nebst Hotel hat es auch noch ein einladendes Gartenrestaurant mit diesem Häuschen.

Nun aber genug zum Hotel Rosenlaui, denn schliesslich wollte ich ja endlich die gleichnamige Gletscherschlucht besichtigen.

Eingang zur Gletscherschlucht mit Kiosk. Der Eintritt kostet als Erwachsener 12.-
Eingang zur Gletscherschlucht mit Kiosk. Der Eintritt kostet als Erwachsener 12.-

Über tausende von Jahren schliff das Wasser bizarre Formationen aus dem Fels, das Wasser tost durch die Schlucht und ich stieg etwa 200 Treppenstufen und 115 Meter weiter hoch. Auch hier nur vereinzelt Touristen unterwegs, so dass ich mir viel Zeit für die Schlucht nehmen konnte.


Hier ein paar Eindrücke der Schlucht:

ree
ree
ree
ree
ree

Die Schlucht war sehr beeindruckend und angenehm kühl. Oben angekommen hätte ich weiter bis zur Engelhornhütte laufen können, doch wie ich bereits erwähnte: ich wollte noch am selben Tag zurück nach Hause und hatte ja noch vor, die Absturzstelle von Sherlock Holmes zu besuchen.


Ach so, da fällt mir grad noch was zur Schlucht ein. Wusstet ihr, dass professionelle Felsenreiniger am Seil und mit Brechstange in der Hand Fels für Fels abklopfen und dabei auf lose und brüchige Stellen kontrollieren? Diese dann herausbrechen und in die Schlucht fallen lassen? Und erst dann wird diese fürs Publikum freigegeben. Sicherheit geht eben vor...


Ich lief also auf einem Waldweg wieder nach unten bis zum Kiosk und da dieser nach hinten zum Wasserfall einen so schönen Sitzplatz hatte, genoss ich dort einen 'Suure Most'.

Ruhig und gemütlich...
Ruhig und gemütlich...
...und das bei dieser Aussicht auf den Rosenlaui-Wasserfall und die Engelhörner Bergkette. Was wünscht man sich mehr bei einer Pause?
...und das bei dieser Aussicht auf den Rosenlaui-Wasserfall und die Engelhörner Bergkette. Was wünscht man sich mehr bei einer Pause?
Beim Kiosk gabs auch das ein oder andere zu kaufen und der Service war famos.
Beim Kiosk gabs auch das ein oder andere zu kaufen und der Service war famos.

Nun, genug Pause gemacht und frisch gestärkt gings wieder die fünf Gehminuten zurück zum Hotel Rosenlaui. Dort sah ich, dass gleich das Postauto fahren würde und entschloss mich spontan, damit bis zur Haltestelle Zwirgi zurückzufahren. Denn bereits für den Weg von der Bergstation Reichenbachfall bis zur Rosenlaui benötigte ich zuvor etwa drei Stunden, eine weitere für die Schlucht und nun wollte ich ja noch von der Bergstation den Sherlock Holmes Weg runter zur Talstation laufen. Deshalb wollte ich mir den Rückweg von Rosenlaui nach Zwirgi (und damit etwa zwei bis drei Stunden Fussweg) sparen.

ree

Die Postautofahrt war ein besonderes Erlebnis: der Postchauffeur fungierte nicht nur als Fahrer sondern gleich noch als Entertainer: wies auf den Wasserfall, die Schlucht, die Brücke und manch Anekdote hin, so dass es mir schon fast leid tat, den Bus wieder zu verlassen. Aber Sherlock Holmes rief! Und wer kann sich diesem Detektiv schon verweigern? Eben!!


ree

Nun hiess es diesen Fusswegen zu folgen, von Zwirgi gings runter zu den Reichenbachfällen.


Die Wege waren auch hier zum Teil rutschig und etwas steiler und so kam es, wie es kommen musste: einmal ausgerutscht reichte es nicht mehr, mich aufzurichten und plumps! sass ich auf dem Hintern. Das Ganze in Zeitlupe und so elegant, dass Hände und Hintern völlig verdreckt waren. Und warum? Weil ich's kann. Aber egal, war ja nichts im Gegensatz zu dem Sturz von Sherlock. Und eine Gedenktafel hab ich dafür auch nicht bekommen. Leider!

ree

Etwa 20 Minuten später stand ich hier: an dieser weltberühmten Stelle, wo diese Gedenktafel an Holmes und Moriarty erinnert.

ree

Von der Absturzstelle seht ihr direkt hinüber zur Bergstation der Reichenbachbahn (rechts im Bild), könnt den Weg unterhalb des Felsen erkennen und links oben die Aussichtsplattform mit Blickrichtung Reichenbachfall und Meiringen.

ree

Beim Abstieg noch ein letzter Blick zurück auf den Wasserfall und weiter gings zur Talstation.


Fazit: toller Ausflug in eine fantastische Gegend. Wild und romantisch zugleich hat das Rosenlauital viel zu bieten. Nicht nur das altehrwürdige Hotel sondern auch die wilde Schlucht, Wiesen mit Kühen, tolle Wanderwege, den Reichenbachfall und ganz viel Geschichte rund um Sherlock Holmes. Und nicht zu vergessen das Entertainment im Postauto.


Na, hats euch gefallen? Ich hoffe doch? Ich jedenfalls schmeiss mich jetzt aufs Sofa und regenerier mal etwas...


Tschühüss und bis bald


Corinna


Und hier noch die Infos kurz und knackig für euch zusammengefasst:


🗺️ Route

Meiringen → Zwirgi → Rosenlaui → Gletscherschlucht → zurück (inkl. Sherlock-Spot)

🕒 Dauer

ca. 5–6 Stunden total (inkl. Staunen, Pausen, „Oh wow“-Momente)

⛰️ Höhenmeter

~650 m rauf & runter – spürbar, aber lohnenswert!

🚶‍♀️ Wanderzeit

Aufstieg: ca. 2–3 Std. · Abstieg: 1,5–2 Std.

💧 Highlights

Gletscherschlucht, Reichenbachfall, Sherlock Holmes-Gedenkdrama, Naturkino und ein aus der Zeit gefallenes Hotel

🍽️ Einkehr

Gasthaus Zwirgi, Hotel Rosenlaui (inkl. Zeitreise-Flair), Kiosk an der Schlucht

🚌 ÖV-Trick

Postauto ab Meiringen von/zur Rosenlaui – spart Waden & bietet Bonus-Hörspiel-Feeling

🥾 Schwierigkeitsgrad

Mittel – auch für motivierte Nicht-Wanderer mit Abenteuerlust

🎒 Tipp

Feste Schuhe, Regenschutz, Humor & Power fürs Gucken, nicht nur fürs Gehen


Kommentare


©2025 by scheissaufsalter

  • Instagram
  • Facebook
bottom of page