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Île d'Ogoz

Aktualisiert: 9. Sept.


Wer kennt sie schon, diese Île d'Ogoz, diese Insel, die gaaanz weit draussen in einem fernen See liegt? Nee? Na, das wundert mich nicht, denn:


Erstens ist diese Insel vielmehr ein Inselchen und zweitens liegt der See nicht so weit entfernt, zumindest nicht in einem weit entfernten Land sondern genau hier, in der Schweiz und zwar im Lac de Gruyére, dem Greyerzersee.


Erster Blick vom Strand hinüber zur Insel.
Erster Blick vom Strand hinüber zur Insel.

Gehört hab ich von der Insel aber noch nie. Auch wenn ich immer wieder mal von der Raststätte Gruyére, oberhalb des Greyerzersees auf den selbigen runterblicke: eine Insel hab ich mit meinen nicht existierenden Adleraugen noch nie erspäht. Das ist aber auch kein Wunder, denn der See selbst ist recht in die Länge gezogen und auch verästelt. Die Insel liegt im nördlichen Teil des Sees, die Raststätte oberhalb des südlichen Teils und dazwischen liegen eben ein paar Verästelungen, so dass ihr nicht den ganzen See überblicken könnt.


Was war ich also überrascht, als ich erfuhr, dass es in diesem See eine Insel gibt.

Und diese in der Zeit von etwa Ende März bis in den April hinein auch noch zu Fuss zu erreichen ist. Denn im März wird das Wasser aus dem See gelassen, um der Schneeschmelze Platz zu machen. Na, wenn das kein Ausflugsziel ist, dachte ich so bei mir. Und nicht nur ich dachte mir das, sondern auch meine Freundin, die dann auch gleich Feuer und Flamme war, dieser Insel mal einen Besuch abzustatten.


Vor wenigen Tagen war es schliesslich soweit: wir machten uns auf den Weg Richtung See, fuhren nach Le Bry, dort eine schmale Strasse runter an den See, wo es einen grösseren Parkplatz gab. Erstaunlicherweise war dort sogar ein Security Mann, der wohl den Touristen Andrang regeln sollte. Aber zum einen waren wir letzten Mittwoch unterwegs, also an einem Werktag, und zum anderen war das Wetter mässig, also die Sonne liess sich kaum blicken. Ausserdem wehte ein sehr erfrischender Wind (Brrrr...), was wohl einfach nicht viel Interessierte anlockte. Doch ich kann mir gut vorstellen, dass an den Wochenenden und bei gutem Wetter so einiges los sein wird, dort unten am See und rund um die Insel. Und auch im Sommer, wenn die Insel wieder von Wasser umgeben ist und man nur mit dem Boot hinkommt.


Wie hier seht, ist nicht viel los auf der Insel.
Wie hier seht, ist nicht viel los auf der Insel.

Nun denn, tapfer schritten wir also im kalten Wind Richtung Insel, überquerten dabei eine Kiesbank und brauchten dafür ca. 30 Minuten. Schliesslich wollten wir ja auch ein paar Fotos machen, das braucht ja auch seine Zeit. Kaum auf dem Inselchen angekommen, gings auch schon hoch.



Auf dem Weg zu den Türmen.
Auf dem Weg zu den Türmen.

Kurzer Blick zurück auf die Autobahn, bevor wir den Turm erklimmen.
Kurzer Blick zurück auf die Autobahn, bevor wir den Turm erklimmen.

Im späten 12. Jahrhundert wurde dort eine Burg erbaut, doch wegen verschiedenen Herrschaftsansprüchen wurden im 13. Jahrhundert noch zwei weitere Burgen errichtet. Von diesen insgesamt drei unabhängig voneinander erstellten Burgen, bestehen heute noch diese zwei Türme. Allen Türmen waren Wohntrakte angegliedert.



Zutritt für Ritter und Burgfräuleins...oder solche, die es gerne wären.
Zutritt für Ritter und Burgfräuleins...oder solche, die es gerne wären.

Aussicht aus einem der Turmfenster.
Aussicht aus einem der Turmfenster.

Aussicht vom Turm: rechts seht ihr die Autobahn, welche über die Brücke führt.
Aussicht vom Turm: rechts seht ihr die Autobahn, welche über die Brücke führt.

Gut erkennbar die Kiesbank, auf der ihr zur Insel und wieder zurück lauft. Auch der eigentliche Wasserstand ist gut zu sehen.
Gut erkennbar die Kiesbank, auf der ihr zur Insel und wieder zurück lauft. Auch der eigentliche Wasserstand ist gut zu sehen.

Ein Teil der Geschichte konnten wir auf Schautafeln vor Ort lesen, und als ich so las, dass es dort auch noch eine Mühle gab, Landwirtschaft und Handel betrieben wurde, während der Pest im 14. Jahrhundert die Hälfte der Bevölkerung dahingerafft wurde, dachte ich so bei mir: Oha, wo sollen denn auf diesem kleinen Flecken Erde all die Leute gelebt haben? Und mir beim nächsten Gedanken die Erleuchtung kam: Ogoz war ja nicht immer eine Insel mitten im See, sondern eine Halbinsel mit Land drum herum. Südöstlich der Burgen erstreckten sich stattliche Ländereien, die Menschen hatten also sehr wohl Platz für eine Mühle und all ihre Tätigkeiten. Im Jahre 1226 wurde die Kapelle Saint-Théodule erstmals erwähnt, die auch heute noch von vergangener Zeit erzählt.


Die Kapelle Saint-Théodule. Auf der linken Seite erkennt ihr noch einen der beiden Türme. Und rechts 'unser' Picknick-Bänkli 😊
Die Kapelle Saint-Théodule. Auf der linken Seite erkennt ihr noch einen der beiden Türme. Und rechts 'unser' Picknick-Bänkli 😊

Da Ogoz zu wenig städtisch war und 1372 nur noch 22 Personen dort lebten, wurde die Anlage schliesslich aufgegeben und der Verfall begann. 1505 erlaubte Freiburg, dass die Quadersteine der Türme abgebaut und weiterverwendet wurden und schliesslich verliess 1617 der allerletzte Einwohner den Ort.


Erst im Jahre 1948 wurde Ogoz zur Insel, als die Freiburger Regierung beschloss, das Wasser der Saane bei Rossens zu stauen und der See nun in Form von Wasserkraft der Stromversorgung dient.


Ich war erstaunt: soviel interessante Geschichte zu einer Insel, an der ich schon so oft achtlos vorbeifuhr. Und das Erkennen, dass der Greyerzersee eigentlich ein Stausee ist, was ich auch nicht wusste. Aber man weiss ja vieles nicht, das geht betimmt nicht nur mir so...


Soviel Geschichte machte schliesslich hungrig, wir gönnten uns noch ein feines Picknick, bevor es weiter zum Schwarzsee ging, doch davon und unserer Begegnung mit einer hoch motivierten Servicefachkraft erzähle ich euch im nächsten Beitrag.


Bis denne


Corinna


Die Infos kurz auf den Punkt gebracht:


🗺️ Ort

Le Bry (FR), am Lac de la Gruyère

📅 Beste Besuchszeit

März – Anfang April (bei niedrigem Wasserstand)

🚗 Anreise

Mit dem Auto nach Le Bry, Parkplatz nahe Seeufer (Tipp: „Parking Île d’Ogoz“)

🥾 Dauer

Spaziergang inkl. Fotopausen & Inselrunde: ca. 2–3 Stunden

⛰️ Höhenmeter

Kaum spürbar – ein kurzer Aufstieg zu den Türmen (ca. 50 Hm)

🔍 Sehenswürdigkeiten

Zwei Burgtürme, Kapelle Saint Théodule, Kiesbank, historische Tafeln

🧺 Picknick

Ja bitte! Bänkli mit Aussicht auf Insel & See vorhanden

📷 Fotospots

Turmfenster, Kiesbank, Panoramablick – und du mit Windfrisur

💧 Wasserstand-Check

Nur begehbar unter 668 m.ü.M.


P.S: Unter folgendem Link könnt ihr erfahren, ob die Insel Ogoz zu Fuss erreichbar ist. Der Wasserstand muss unter 668 Metern sein, sonst heisst es: Schwimmflügel raus oder warten bis zum nächsten Jahr: https://fribourg.ch/de/la-gruyere/architektur-und-denkmaeler/zu-fuss-auf-die-ogoz-insel-greyerzersee/




2 Kommentare


Gast
30. März

Schön is gsi, guet gschriebe Corinna, freu mi ufe nächscht Usflug Liebe Gruess Ursi

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Unknown member
03. Apr.
Antwort an

Danke Ursi, hoffe bis bald 😘

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